ChatGPT & Co. — Was es mit dem neu­en KI-Hype auf sich hat

Hal­lo Ihr Lieben,

nach nun­mehr fast zehn Mona­ten hat­te ich am 21.09.2023 end­lich wie­der die ehren­vol­le Gele­gen­heit, einen Vor­trag im Rota­ry Club Frankfurt/M.-Friedensbrücke hal­ten zu dür­fen. Der The­men­vor­schlag kam dies­mal aus­ge­spro­chen pro­ak­tiv von mir selbst, denn ich woll­te die­se Gele­gen­heit nut­zen, mich in ein The­ma ein­zu­ar­bei­ten, das der­zeit in aller Mun­de ist und mich schon auf­grund mei­ner His­to­rie als Infor­ma­ti­ker mit vor­über­ge­hen­der aka­de­mi­scher Kar­rie­re im Fach­ge­biet „Intel­lek­tik” des Fach­be­reichs Infor­ma­tik an der TU Darm­stadt bren­nend inter­es­siert: ChatGPT!

Tat­säch­lich waren künst­li­che neu­ro­na­le Net­ze, wel­che die tech­no­lo­gi­sche Basis für die gro­ßen Sprach­mo­del­le nach Bau­art von ChatGPT bil­den, schon zu mei­ner aka­de­mi­schen Zeit (also in den 1990er Jah­ren) ein The­ma — wenn­gleich natür­lich nur in eben jener aka­de­mi­schen Welt, denn sei­ner­zeit gab es weder genug Rechen­leis­tung noch hin­rei­chend gro­ße anno­tier­te Daten­be­stän­de, um Net­ze mit ange­mes­se­ner Leis­tungs­fä­hig­keit zu bau­en und sie dann auch noch mit einer aus­rei­chen­den Men­ge an Trai­nings­da­ten zu ver­sor­gen. Immer­hin hat ein Insti­tuts­kol­le­ge von mir schon damals über ein neu­ro­na­les Netz pro­mo­viert, das bestimm­te Merk­ma­le von EEG-Ablei­tun­gen dar­auf­hin ana­ly­sie­ren konn­te, ob es sich um Hin­wei­se auf Epi­lep­sie oder ledig­lich um soge­nann­te Bul­bus-Arte­fak­te han­delt — also Kur­ven­ver­läu­fe, die bei Augen­be­we­gun­gen des Pati­en­ten wäh­rend der Mes­sung entstehen. 

Aber es muss­ten noch wei­te­re rund fünf­zehn Jah­re ver­ge­hen, bis genü­gend Rechen­leis­tung (ins­be­son­de­re in Form von Gra­fik­kar­ten — nähe­res dazu in der unten refe­ren­zier­ten Vor­trags­aus­ar­bei­tung) und genü­gend Trai­nings­ma­te­ri­al (ins­be­son­de­re durch Such­ma­schi­nen im World-Wide-Web und sozia­le Netz­wer­ke) vor­han­den waren, um pra­xis­re­le­van­te Sys­te­me bau­en zu kön­nen, die auf neu­ro­na­len Net­zen beru­hen. So kam es schließ­lich in jüngs­ter Zeit zur Ent­wick­lung gro­ßer Sprach­mo­del­le, unter denen sich die soge­nann­ten „Trans­for­mer” als beson­de­res leis­tungs­fä­hig her­aus­kris­tal­li­sier­ten. Ein Bei­spiel für die­se Trans­for­mer ist nun eben gera­de ChatGPT (daher das „T” in sei­nem Namen), so dass ich mit Hil­fe mei­ner Vor­trags­vor­be­rei­tung den Ver­such unter­neh­men woll­te zu begrei­fen, wie so ein Sys­tem im Grund­satz auf­ge­baut ist und wie es funktioniert. 

Was dar­aus gewor­den ist fin­det Ihr in Form einer 14-sei­ti­gen Aus­ar­bei­tung unter fol­gen­dem Link:

http://www.kornfamily.de/daniel/Rotary/ChatGPT.pdf

Zum eigent­li­chen Vor­trag hat­te ich natür­lich — wie immer — eine Rei­he ani­mier­ter Foli­en vor­be­rei­tet, die Ihr nach­ste­hend als Video betrach­ten könnt:

Ich hof­fe, Ihr könnt damit etwas anfan­gen. Mir hat es jeden­falls eine Men­ge an Ein­sich­ten über die Funk­ti­ons­prin­zi­pi­en die­ser soge­nann­ten gene­ra­ti­ven KI-Sys­te­me ver­mit­telt. Dazu gehö­ren ins­be­son­de­re die Stär­ken aber eben auch die bau­art­be­ding­ten Gren­zen sol­cher Sys­te­me, auf deren Aus­ga­ben man sich näm­lich (zumin­dest nach heu­ti­gem Stand der Din­ge) kei­nes­wegs unhin­ter­fragt ver­las­sen kann.

Das Feed­back zum Vor­trag war dies­mal ein­deu­tig von Aner­ken­nung geprägt, was mir dahin­ge­hend Zuver­sicht ver­leiht, dass ich so lang­sam dann doch auf dem rich­ti­gen Weg zu einer für Lai­en ver­ständ­li­chen IT-Didak­tik zu sein schei­ne. Wenn man dage­gen an mei­ne Blog­se­rie zur Man­del­brot­men­ge denkt, scheint es hier also doch noch eine Lern­kur­ve zu geben. Bin daher schon mal sehr gespannt, was Ihr davon hal­tet. Kom­men­ta­re und Feed­back sind wie immer stets sehr willkommen!

Alles Lie­be

Dani­el

2 Kommentare

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  • Lie­ber Dani­el, shalom und herz­li­chen Dank für die­se so wun­der­ba­re Dar­stel­lung eines so schwer ver­ständ­li­chen The­mas. Beson­ders beein­druckt bin ich, dass Du ehr­lich die Sor­gen über die Risi­ken nicht aus­räu­men lässt, son­dern sogar durch wich­ti­ge Zita­te (Quel­le 10) deut­lich wach hälst. Alles Gute, Dein, Ari
    Wenn ich darf, hier ausführlicher:
    Lie­ber Dani­el, shalom. Ich habe nach ers­tem Ein­le­sen nicht gewagt, zu kom­men­tie­ren. Nun nach einem­zwei­ten „Lesen” des Tex­tes und Ansicht der Foli­en habe ich zum min­des­ten den Mut ges­fasst, Dir sehr herz­lich dafür zu dan­ken, dass Du wohl eines der aktu­ell meist dis­ku­tier­ten und even­tu­ell am wenigs­ten ver­stan­de­nen Themn uns in Dei­ner so fan­tas­ti­schen Wei­se prä­sen­tiert hast. Ich gehö­re zu den Vie­len, die kei­ne Infor­ma­ti­ker sind. Umso­mehr bin ich Dir für die enor­me didak­ti­sche Krea­ti­vi­tät dank­bar, dass Du ein so rie­si­ges und offen­sicht­lich noch nicht end­gül­tig erschlos­se­nes Ter­rain uns so dar­stellst, dass es zu einer span­nen Lek­tü­re wur­de, obwohl man zim­lich frus­triert fest­stel­len muss: „Mensch, Toll!. Es ist bestimmt extrem wich­tig. Ich ver­ste­he die wis­sen­schaft­li­chen Vor­gän­ge trotz der kla­ren und über­sicht­li­chen Dar­stel­lung in Wahr­heit noch nicht. Aber: Eines steht für mich nach dem Lesen fest: Es ist eine die Zukunft prä­gen­de tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung, von der man noch nicht weiß, wohin sie führt. Ich möch­te den Absatz Dei­nes so umfang­rei­chen Tex­tes her­vor­he­ben: An die­sen Bei­spie­len ist gut erkenn­bar, dass ChatGPT eben gera­de nicht wirk­lich ver­steht, was in den Trai­nings­tex­ten nie­der­ge­legt ist. Statt­des­sen gene­riert es zu einer gege­be­nen Fra­ge­stel­lung zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr elo­quent for­mu­lier­te Tex­te auf Basis von Wahr­schein­lich­keits­ver­tei­lun­gen, die es aus der Ana­ly­se der Trai­nings­tex­te her­ge­lei­tet hat. In vie­len Fäl­len passt das her­vor­ra­gend als Ant­wort auf die gestell­te Fra­ge, aber ver­las­sen kann man sich dar­auf kei­nes­falls. In gewis­ser Wei­se kann man es auch so aus­drü­cken, dass Sprach­mo­del­le nach Art von GPT im Moment letzt­lich nichts ande­res sind als mehr oder weni­ger über­zeu­gen­de digi­ta­le Hoch­stap­ler. (Quel­le 10 im Arti­kel) Für die­se so deut­li­che WARNUNG hat sich das Lesen 100%tig gelohnt. Noch nie habe ich einen Text gele­sen, bei dem ich mir dar­über im Kla­ren war, das ich die Argu­men­ta­ti­on nicht sach­lich nach­voll­zie­hen kann, aber das dump­fe Gefühl habe, dass die Sor­ge, die im zitier­ten Absatz zum Aus­druck kommt, mir 100%tig ein­leuch­tet! Eigent­lich eine absur­de Lage. Eine Sor­ge emp­fin­den, die man nicht argu­men­ta­tiv begrün­den kann. Ein Sor­ge, die nur auf Grund mensch­li­cher indi­vi­du­el­ler Intui­ti­on ent­stan­den ist. Dei­ne so bril­li­an­te Dale­gung der Ent­wick­lung der The­ma­tik hat mir gut getan. War­um? Weil ich den Ein­druck habe, dass sogar ein so erfah­re­ner und so exzel­lent und inter­dis­zi­pli­när gebil­de­ter Infor­ma­ti­ker und Huma­nist durch die Dar­stel­lung nicht (nicht) die Sor­gen und eine gewis­se Por­ti­on Miss­trau­en bei Sei­te tut, abwim­melt oder zu zer­treu­en sucht, son­dern im gegen­teil bestehen­de Sor­gen und Miss­trau­en behut­sam sogar aru­men­ta­tiv wach hält. Dafür dan­ke ich Dir sehr herz­lich. Denn, mehr­mals in der Geschich­te der Mensch­heit hat man eher halb­wegs ver­träg­li­che Lösun­gen für Bedro­hungs­po­ten­zia­le erst dann gefun­den, als man die Gefah­ren, die Risi­ken und die Sor­gen offen und früh­zei­tig aus­ge­spro­chen hat. Möge Dein Bei­trag dazu die­nen, Risi­ken durch Infor­ma­ti­on zu redu­zie­ren, ohne Panik zu ver­brei­ten. Aus Dei­nen Bei­trag darf ent­neh­men, dass die Mensch­heit sehr wohl bei die­ser Tech­no­lo­gie sehr auf der Hut sein sollte.

  • Zusatz: Was mir auf­ge­fal­len ist, war, dass kein Bei­spiel gelie­fert wird, dass z.B. Chat GPT ant­wor­ten könn­te: „Ich weiss es nicht!”. Dass sagt alles aus. Man gibt sich einer pro­pa­gier­ten Illu­si­on hin, als ob die Maschi­ne alles wis­sen kann…

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