Kol­lek­ti­ver Kopf­stand — das schie­fe Bild Isra­els in der Welt I

Ihr Lie­ben,

es ist schon eine gan­ze Wei­le her, dass ich mei­nen letz­ten Blog­bei­trag ver­fasst und ver­öf­fentli­chet habe. Geschul­det ist das nicht zuletzt der Aus­nah­me­si­tua­ti­on, in der sich die Welt (zumin­dest aber mei­ne Welt) seit dem 7. Okto­ber 2023 befin­det und die mich (eben­so wie vie­le ande­re Per­so­nen mei­nes sozia­len Umfelds) seit­her in eine anhal­ten­de Unru­he ver­setzt hat, wie ich sie bis­her noch nicht erlebt habe (und das, obwohl wir ja vor nicht all­zu lan­ger Zeit die Aus­nah­me­si­tua­ti­on namens SARS-CoV-2-Pan­de­mie hin­ter uns gebracht haben). Mehr als ein­mal habe ich mir in die­ser Zeit über­legt, dass es hilf­reich sein könn­te, die vie­len Gedan­ken und Gefüh­le auf­zu­schrei­ben, die mich tag­täg­lich im Zusam­men­hang mit die­ser Kri­se umtrei­ben. Bis­her habe ich aller­dings davon Abstand genom­men, weil ein­fach so unglaub­lich viel zu die­sem The­men­kom­plex durch die Medi­en und sozia­len Netz­wer­ke geis­tert, dass mein poten­zi­el­ler Leser­kreis wohl all­zu über­sät­tigt davon sein dürf­te und ein wei­te­rer Bei­trag aus mei­ner Feder inso­fern wohl sang- und klang­los in der Mas­se der Bei­trä­ge unter­ge­hen würde.

Lei­der hat sich die Situa­ti­on — und mit ihr die emo­tio­na­le Belas­tung — seit­her eigent­lich nur ver­schlim­mert — und zwar ziem­lich dras­tisch. Das unsäg­li­che Pogrom vom 7. Okto­ber — ein Ter­ror­akt, bei dem etwa 3.000 paläs­ti­nen­si­sche Ter­ro­ris­ten gefolgt von einer unbe­kann­ten Zahl paläs­ti­nen­si­scher Zivi­lis­ten rund 1.200 israe­li­sche Men­schen (davon knapp 800 Zivi­lis­ten) auf bes­tia­li­sche Wei­se miss­han­delt und ermor­det sowie über 250 in den Gaza­strei­fen ver­schleppt haben — hat letzt­lich in voll­kom­men absur­der Wei­se dazu geführt, dass sich seit­dem ein welt­wei­ter Hass gegen Isra­el und die Juden ent­lädt, wie er seit der Sho­ah nicht gese­hen ward. Ja, rich­tig gele­sen: nicht etwa die bes­tia­lisch agie­ren­den paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen, die für die­ses ein­zig­ar­ti­ge Ver­bre­chen ver­ant­wort­lich sind, son­dern ihre Opfer, also Israe­lis, und mit ihnen Juden auf der gan­zen Welt, sind zum Ziel unge­zü­gel­ter Anfein­dun­gen, wei­te­rer Gewalt­ta­ten, lei­den­schaft­li­cher Pro­tes­te und sogar regel­mä­ßi­ger Ver­ur­tei­lun­gen durch alle mög­li­chen Gre­mi­en der Ver­ein­ten Natio­nen gewor­den. Das ist in etwa so, als ver­ur­tei­le und pro­tes­tier­te man gegen ein Ver­ge­wal­ti­gungs­op­fer wegen der Lei­den sei­nes Ver­ge­wal­ti­gers in der Unter­su­chungs­haft, nur weil das Opfer ihn ange­zeigt und vor Gericht gebracht hat.

Im Zen­trum der Kri­tik steht ins­be­son­de­re der durch das Pogrom pro­vo­zier­te Ver­tei­di­gungs­feld­zug der israe­li­schen Armee, der zu einem der bis­her längs­ten und ver­lust­reichs­ten Krie­ge in der gesam­ten Geschich­te des israelisch/arabischen Kon­flikts geführt hat. Rund um die­sen Krieg, der neben dem eigent­li­chen Schlacht­feld zu einem Gut­teil auch und gera­de in den Medi­en (und dabei vor allem in den sozia­len Medi­en) aus­ge­tra­gen wird, ran­ken sich eine Fül­le von Nar­ra­ti­ven, mit denen ver­sucht wird, die Welt­öf­fent­lich­keit – und mit ihr die Köp­fe der Welt­po­li­tik – dazu zu ver­lei­ten, die durch das paläs­ti­nen­si­sche Pogrom aus­ge­lös­te Ver­tei­di­gungs­ope­ra­ti­on der israe­li­schen Armee in per­fi­der Wei­se als völ­ker­mord­ar­ti­gen Ver­nich­tungs­krieg gegen die paläs­ti­nen­si­sche Bevöl­ke­rung dar­zu­stel­len — gewis­ser­ma­ßen so, als wäre nicht der Brand­stif­ter das Pro­blem, son­dern die Feu­er­wehr, die den vor­sätz­lich geleg­ten Brand löschen muss.

Sowohl die­se offen­sicht­li­che Absur­di­tät als auch die mit ihr ein­her­ge­hen­den Nar­ra­ti­ve beschäf­ti­gen mich seit Mona­ten außer­or­dent­lich inten­siv und haben dabei für mich immer­hin zu beträcht­li­chen Erkennt­nis­ge­win­nen hin­sicht­lich der Hin­ter­grün­de und Ursa­chen die­ser Situa­ti­on geführt, die ich hier­mit dann doch ger­ne mit Euch tei­len möch­te. Dabei möch­te ich mich auf drei wesent­li­che Aspek­te konzentrieren:

  1. Die ent­schie­de­ne Wider­le­gung der genann­ten Nar­ra­ti­ve anhand einer kla­ren Dar­le­gung objek­tiv beleg­ba­rer Fak­ten. Dabei soll deut­lich wer­den, dass der Staat Isra­el nach dem unsäg­li­chen Pogrom vom 7. Okto­ber das eben­so kla­re wie berech­tig­te Ziel ver­folgt, den paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror aus dem Gaza­strei­fen ein für alle Mal zu eli­mi­nie­ren und inso­fern zu erwir­ken, dass die Men­schen in Isra­el eben­so wie die Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen nach­hal­tig frei von Angst vor Ter­ror und Gewalt leben kön­nen. Ins­be­son­de­re möch­te ich dabei deut­lich machen, dass die israe­li­sche Armee den aktu­el­len urba­nen Krieg mit einer welt­weit ein­zig­ar­tig nied­ri­gen Quo­te an zivi­len Kol­la­te­ral­schä­den betreibt, was ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund der von der Hamas gezielt und mas­siv betrie­be­nen Ver­wen­dung der Zivil­be­völ­ke­rung in Gaza als mensch­li­che Schutz­schil­der sowie der extrem weit­rei­chen­den Ein­bet­tung ihrer mili­tä­ri­schen Infra­struk­tur in zivi­le Ein­rich­tun­gen wie etwa Kran­ken­häu­ser, Kin­der­gär­ten und Wohn­häu­sern eine in der Welt­ge­schich­te nie dage­we­se­ne mili­tä­ri­sche Her­aus­for­de­rung an die israe­li­sche Armee stellt und sie häu­fig dazu zwingt, eige­ne mili­tä­ri­sche Vor­tei­le zur Scho­nung der Zivil­be­völ­ke­rung zu verspielen.
  2. Die schlüs­si­ge Dar­le­gung der Tat­sa­che, dass es nicht allein die Hamas ist, die sich die rest­lo­se Ver­nich­tung des Staa­tes Isra­el auf die Fah­nen geschrie­ben hat, son­dern dass die­ses Ziel von Anfang an und bis heu­te unge­bro­chen das eigent­li­che iden­ti­täts­stif­ten­de Bestre­ben der paläs­ti­nen­si­schen Bewe­gung als Gan­zes ist.
  3. Die Klä­rung der Fra­ge, war­um die offen­sicht­lich sach­lich fal­schen Ver­un­glimp­fungs­nar­ra­ti­ve gegen Isra­el welt­weit auf frucht­ba­ren Boden fal­len und ins­be­son­de­re von vie­len an sich gebil­de­ten Krei­sen der west­li­chen Welt dank­bar auf­ge­nom­men werden.

Das ist dann schon eine ordent­li­che Men­ge Stoff, so dass ich beschlos­sen habe, mei­ne Gedan­ken auf zwei Blog­bei­trä­ge auf­zu­tei­len. Der hie­si­ge Bei­trag wird sich dabei mit der Mythen­wi­der­le­gung aus Zif­fer 1 befas­sen, wäh­rend der zwei­te Teil die­ser Mini­bei­trags­se­rie sich mit den Zif­fern 2 und 3 befas­sen wird — also mit dem Nach­weis, dass die Eli­mi­nie­rung Isra­els bis heu­te iden­ti­täts­stif­ten­des Ziel der Paläs­ti­nen­ser als Gan­zes ist sowie mit den Über­le­gun­gen zur Fra­ge, war­um die aktu­el­len Dif­fa­mie­run­gen Isra­els welt­weit auf der­art frucht­ba­ren Boden fallen.

Begin­nen wir nun also mit der Wider­le­gung der Nar­ra­ti­ve. Dazu möch­te ich zunächst noch ein­mal kurz reka­pi­tu­lie­ren, wie der aktu­el­le Gaza-Krieg über­haupt ange­fan­gen hat.

Bestands­auf­nah­me

Erin­nern wir uns: das Pogrom vom 7.10.2023 begann mit einem inten­si­ven Rake­ten­be­schuss auf über­wie­gend zivi­le Ein­rich­tun­gen in Isra­el durch paläs­ti­nen­si­sche Ter­ro­ris­ten ab den frü­hen Mor­gen­stun­den. Im Ver­lauf des Tages sind dabei ver­mut­lich um die 3.000 Rake­ten auf Isra­el abge­schos­sen wor­den. Das an sich wäre ja schon mehr als schlimm genug gewe­sen. Aber es kam eben noch viel schlim­mer: Nahe­zu zeit­gleich bra­chen schät­zungs­wei­se rund 3.000 bewaff­ne­te Kämp­fer ver­schie­de­ner paläs­ti­nen­si­scher Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen an bis zu 30 Stel­len durch den Schutz­zaun ent­lang der israe­li­schen Gren­ze zum Gaza­strei­fen und grif­fen neben einer Mili­tär­ba­sis und einer Poli­zei­sta­ti­on rund fünf­zehn von Zivi­lis­ten bewohn­te bzw. genutz­te Ort­schaf­ten an. Dabei haben die Ter­ro­ris­ten rund 1.200 Men­schen nach teil­wei­se unsäg­li­chen Miss­hand­lun­gen auf oft extrem bes­tia­li­sche Wei­se ermor­det, rund 3.400 Men­schen ver­letzt und rund 240 Men­schen in den Gaza­strei­fen ent­führt. Das Gan­ze räum­li­che Aus­maß die­ser Ver­bre­chen ist hier minu­ti­ös doku­men­tiert. Erst Stun­den nach den ers­ten Angrif­fen gelang es der Israe­li­schen Ver­tei­di­gungs­ar­mee (IDF), die Orte des Gesche­hens zu errei­chen und die Angrif­fe zurück­zu­drän­gen. Ins­ge­samt dau­er­te es bis zum 10. Okto­ber, bis die IDF die vol­le Rück­erlan­gung der Kon­trol­le über die betrof­fe­nen Gebie­te ver­mel­den konnte.

Die von den Ter­ro­ris­ten an ihren Opfern began­ge­nen Ver­bre­chen sind auf unzäh­li­gen Video­mit­schnit­ten doku­men­tiert, wel­che vor allem die Ter­ro­ris­ten selbst mit Hil­fe von Action­cams und Smart­phones wäh­rend des Pogroms ange­fer­tigt und anschlie­ßend häu­fig mit Stolz und Eupho­rie (!) auf sozia­len Medi­en ver­brei­tet hat­ten. Neben dem extrem kalt­blü­ti­gen, wahl­lo­sen Mord an älte­ren Men­schen, Kin­dern, Frau­en und Män­nern – oft vor den Augen ihrer Ange­hö­ri­gen – wur­de über unzäh­li­ge Fäl­le von sexua­li­sier­ter Gewalt und Ver­stüm­me­lung der Opfer vor und nach deren Ermor­dung berich­tet. Außer den bewaff­ne­ten Ter­ro­ris­ten ist zudem eine noch unbe­kann­te Zahl an Zivi­lis­ten vom Gaza­strei­fen aus in das israe­li­sche Ter­ri­to­ri­um vor­ge­drun­gen und hat die von den Ter­ro­ris­ten über­fal­le­nen Dör­fer geplün­dert sowie Men­schen von dort nach Gaza ver­schleppt und für Geld als Gei­seln an die paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen ver­kauft. Auch von Fäl­len sexua­li­sier­ter Gewalt gegen über­le­ben­de Zivi­lis­ten in den über­fal­le­nen Dör­fern ist die Rede.

Bei dem Pogrom vom 7. Okto­ber han­delt es sich nicht nur um das größ­te Mas­sa­ker an Juden nach der Sho­ah, son­dern zudem auch um den Ter­ror­an­schlag mit den dritt­meis­ten Opfern in abso­lu­ten Zah­len bzw. den mit Abstand meis­ten Opfern pro Kopf der zuge­hö­ri­gen Lan­des­be­völ­ke­rung seit 1970. Die Aus­wir­kun­gen auf das Selbst­ver­ständ­nis des Staa­tes, der nicht zuletzt zum Schutz der Juden vor genau die­ser Art von Ver­fol­gung gegrün­det wur­de, sind ver­hee­rend und haben ent­spre­chend zu einen grund­le­gen­den Umden­ken bezüg­lich der Koexis­tenz mit einem ter­ro­ris­tisch gepräg­ten Nach­barn geführt, der sein Ter­ri­to­ri­um im Lau­fe sei­ner fast zwei Jahr­zehn­te wäh­ren­den Auto­no­mie zu einer gigan­ti­schen Mili­tär­ma­schi­ne aus­ge­baut hat. Seit­her ver­folgt Isra­el das in jeder Hin­sicht legi­ti­me Ziel, die Bedro­hung durch eben jene Mili­tär­ma­schi­ne­rie der paläs­ti­nen­si­schen Füh­rung im Gaza­strei­fen ein für alle Mal zu eliminieren.

Mythos „unschul­di­ge Zivilisten”

Die oben erwähn­te Tat­sa­che, dass sich Zivi­lis­ten an den Ver­bre­chen vom 7. Okto­ber betei­ligt haben, lässt eine ein­deu­ti­ge Unter­schei­dung der Paläs­ti­nen­ser aus dem Gaza­strei­fen in Ter­ro­ris­ten und Zivi­lis­ten schon nicht zu. Aber auch die Berich­te der im Dezem­ber 2023 frei­ge­las­se­nen Gei­seln ent­hal­ten kla­re Hin­wei­se dar­auf, dass die Zivil­be­völ­ke­rung zumin­dest in Tei­len voll­um­fäng­lich hin­ter den Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen steht. 

Ein objek­ti­ve­res Bild lie­fert die Demo­sko­pie aus den Mona­ten seit dem Pogrom vom 7. Okto­ber. So hat das in Ramal­lah ansäs­si­ge Pal­es­ti­ni­an Cen­ter of Poli­cy and Sur­vey Rese­arch (PCPSR) im Gaza­strei­fen und dem West­jor­dan­land min­des­tens zwei rele­van­te reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­gen seit dem Pogrom durch­ge­führt, die eine umfas­sen­de Zustim­mung zur Hamas und den Mas­sa­kern vom 7. Okto­ber auf­ge­zeigt haben. Dabei wur­de ermit­telt, dass selbst noch im März 2024 über 71% der Befrag­ten im Gaza­strei­fen die Mas­sa­ker vom 7.10. für eine rich­ti­ge Ent­schei­dung halten:

Quel­le: PCPSR

Auch auf die Fra­ge hin, wer nach dem Gaza-Krieg die Kon­trol­le über den Gaza­strei­fen aus­üben soll, spre­chen sich im März 2024 immer­hin 59% der Befrag­ten im Gaza­strei­fen (gegen­über 63% aller befrag­ten Paläs­ti­nen­ser) für eine Rück­kehr der Hamas aus:

Quel­le: PCPSR

Ich selbst hat­te Anfang März 2024 das Pri­vi­leg, Kha­lil Shi­ka­ki, den Lei­ter des PCPSR, im Rah­men einer NAF­FO-Dele­ga­ti­ons­rei­se in sei­nem Büro in Ramal­lah zu tref­fen, wo er uns die hier zitier­ten Umfra­ge­er­geb­nis­se per­sön­lich dar­ge­legt hat. Dabei kam auch die Fra­ge auf, ob denn nicht vie­le Befrag­te sich aus Angst vor Repres­sa­li­en bei der Umfra­ge ent­ge­gen ihrer eigent­li­chen Über­zeu­gung zuguns­ten der Hamas äußern wür­den und die Umfra­ge­er­geb­nis­se inso­fern ver­zerrt sei­en. Kha­lils Ant­wort: ja, das stim­me und die dadurch ent­ste­hen­de Ver­zer­rung wer­de als soge­nann­ter „fear fac­tor” (Angst­fak­tor) mit demo­sko­pi­schen Metho­den gemes­sen sowie anschlie­ßend aus den Roh­ergeb­nis­sen der Umfra­ge her­aus­ge­rech­net, so dass die hier wie­der­ge­ge­be­nen Zah­len bereits die ent­spre­chend kor­ri­gier­ten Wer­te darstellen!

Durch die­se Umfra­ge­er­geb­nis­se wird also schon mal ein wesent­li­ches, in der west­li­chen Welt weit ver­brei­te­tes Nar­ra­tiv wider­legt, näm­lich jenes, laut dem die Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen sich in wei­ten Tei­len klar von den ter­ro­ris­ti­schen Akti­vi­tä­ten der Hamas distan­zie­re und sich gar selbst von ihr unter­drückt füh­le, so dass sie die Eli­mi­nie­rung der Hamas als Befrei­ung emp­fän­de. Obwohl also der Gaza-Krieg mit all sei­nen Fol­gen für die dor­ti­ge Zivil­be­völ­ke­rung zum Zeit­punkt der Umfra­ge bereits seit fünf Mona­ten andau­er­te, so dass man eine kla­re Schuld­zu­wei­sung für das erleb­te Elend an die Hamas und damit den Wunsch nach ihrer Ver­trei­bung aus der Regie­rungs­ver­ant­wor­tung ver­mu­ten wür­de, hal­ten fast drei Vier­tel der Men­schen im Gaza­strei­fen das Pogrom wei­ter­hin für die rich­ti­ge Ent­schei­dung, und immer­hin fast zwei Drit­tel der Men­schen im Gaza­strei­fen wün­schen sich trotz alle­dem den Fort­be­stand des Hamas-Regimes!

Aus die­sem Blick­win­kel betrach­tet rela­ti­viert sich auch der Begriff der „unschul­di­gen Zivi­lis­ten“, die bei den israe­li­schen Mili­tär­ak­tio­nen gegen die Hamas und ihre mili­tä­ri­sche Infra­struk­tur zu Scha­den kom­men. Zwar geht aus den oben dar­ge­leg­ten Umfra­ge­er­geb­nis­sen nicht her­vor, ob und inwie­weit sich die Befrag­ten dem gewalt­sa­men Kampf der Hamas gegen Isra­el anschlie­ßen wür­den. Wohl aber geht her­vor, dass rund zwei Drit­tel der Befrag­ten die Hamas bei ihrem Kampf gegen Isra­el nahe­zu unein­ge­schränkt mora­lisch unter­stüt­zen. Das begrün­det natür­lich per se noch kei­ne Schuld in juris­ti­schem Sin­ne, stellt aber zumin­dest rund zwei Drit­tel der zivi­len Opfer des israe­li­schen Kampfs gegen die Hamas weit­ge­hend auf eine Stu­fe mit all jenen Nazi-Unter­stüt­zern, die im Zwei­ten Welt­krieg durch alli­ier­te Angrif­fe auf die deut­sche Zivil­be­völ­ke­rung zu Scha­den gekom­men sind – eine Grup­pe also, denen das Mit­leid der frei­en Welt sei­ner­zeit nicht gegol­ten hat. Für mich per­sön­lich spre­che ich dies­be­züg­lich in aller Klar­heit: um jeden Gaza­ner, der ange­sichts der uner­träg­lich grau­sa­men Bil­der vom Pogrom des 7. Okto­ber auch nur einen Hauch von Freu­de emp­fun­den hat, tut es mir nicht leid, wenn er im Rah­men der aktu­el­len Kampf­hand­lun­gen zu Scha­den kommt. Sol­che Men­schen braucht die Welt nicht.

Übri­gens: der vor­ge­nann­te Ver­gleich der Hamas mit den Natio­nal­so­zia­lis­ten ist dabei kei­nes­wegs ein­fach nur illus­tra­tiv. Tat­säch­lich stand die 1928 gegrün­de­te Mus­lim-Bru­der­schaft, aus deren Mit­te der Hamas-Grün­der Scheich Ach­med Jas­sin her­vor­ge­gan­gen ist und auf deren Wur­zeln sich die Hamas-Char­ta mehr­fach beruft, den Natio­nal­so­zia­lis­ten von Anfang an Nahe und hat sich in Tei­len ihrer Ideo­lo­gie von den Nazis inspi­rie­ren las­sen. Auch pfleg­ten ein­schlä­gi­ge Figu­ren der Mus­lim-Bru­der­schaft (mit der übri­gens der tür­ki­sche Staats­chef Erdoğan offen sym­pa­thi­siert) in den spä­ten 1930er und frü­hen 1940er Jah­ren enge per­sön­li­che Kon­tak­te mit diver­sen Nazi­grö­ßen. Nicht zuletzt des­halb ist die Hamas-Char­ta von 1988 gespickt mit juden- und isra­el­feind­li­chen Inhal­ten und ruft ins­be­son­de­re in ihren Arti­keln 7, 8, 15, 30 und 32 offen zur gewalt­sa­men Ver­nich­tung Isra­els und dem End­ziel des Tods aller Juden auf. Unter die­sem Blick­win­kel kann die Hamas also durch­aus als eine Art paläs­ti­nen­si­scher Able­ger der Natio­nal­so­zia­lis­ten betrach­tet wer­den, so dass der Ver­gleich ihrer Anhän­ger mit den sei­ner­zei­ti­gen Nazi­an­hän­gern kei­nes­wegs aus der Luft gegrif­fen ist.

FAZIT: der über­wie­gen­de Teil der Zivi­lis­ten im Gaza­strei­fen steht hin­ter den Ver­bre­chen der Hamas und ihrer von den Nazis inspi­rier­ten Juden­hass-Ideo­lo­gie. Ganz so unschul­dig sind die­se Zivi­lis­ten damit also nicht, zumal eine unbe­kann­te Zahl von ihnen am 7.10.2023 in israe­li­schen Dör­fern mit geplün­dert und gebrand­schatzt hat.

Mythos „man­geln­de Verhältnismäßigkeit“

Ein viel zitier­ter Begriff bei der Bewer­tung der seit dem 7.10.2023 lan­cier­ten israe­li­schen Mili­tär­ope­ra­ti­on „Eiser­nes Schwert“ ist der­je­ni­ge der „Ver­hält­nis­mä­ßig­keit“. Es wird dabei immer wie­der das Nar­ra­tiv ver­brei­tet, der bei den Angrif­fen her­vor­ge­ru­fe­ne Kol­la­te­ral­scha­den unter der Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen ste­he in kei­ner zu recht­fer­ti­gen­den Ver­hält­nis­mä­ßig­keit zu dem, was die paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen im Rah­men des Pogroms vom 7. Okto­ber began­gen hät­ten – zumin­dest aber in kei­nem Ver­hält­nis zum grund­sätz­li­chen Recht auf Selbst­ver­tei­di­gung. Auf die bereits oben unter­such­te Fra­ge, inwie­weit es sich dabei über­haupt um unschul­di­ge Zivi­lis­ten han­delt, möch­te ich dabei jetzt nicht noch­mals ein­ge­hen. Auch nicht dar­auf, dass die von den Hamas-Behör­den ver­öf­fent­lich­ten Opfer­zah­len mit größ­ter Skep­sis zu betrach­ten sind.

Viel­mehr bewegt mich, dass die­se Sicht­wei­se auf einem grund­sätz­li­chen Miss­ver­ständ­nis des Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­be­griffs beruht, den die hier­für maß­geb­li­che Gen­fer Kon­ven­ti­on fest­legt. Statt einer Betrach­tung der abso­lu­ten Zahl zivi­ler Opfer auf bei­den Sei­ten des Kon­flikts bezieht sich der Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­be­griff in der Gen­fer Kon­ven­ti­on viel­mehr auf jede ein­zel­ne mili­tä­ri­sche Akti­on. Für eine sol­che muss dem­nach der erwar­te­te mili­tä­ri­sche Nut­zen der jewei­li­gen Akti­on in einem ange­mes­se­nen Ver­hält­nis zum erwar­te­ten zivi­len Kol­la­te­ral­scha­den ste­hen. Gleich­zei­tig ist dar­auf zu ach­ten, dass die Zivil­be­völ­ke­rung nach Mög­lich­keit die Gele­gen­heit erhält, sich aus der Gefah­ren­zo­ne eines dro­hen­den Angriffs zurück­zu­zie­hen. Die Ent­schei­dung, ob ein Angriff in die­sem Sin­ne ver­hält­nis­mä­ßig ist, muss also vor jedem ein­zel­nen Angriff anhand der jeweils vor­lie­gen­den (und sel­ten wirk­lich akku­ra­ten bzw. voll­stän­di­gen) Infor­ma­tio­nen über die mili­tä­ri­sche Lage und die etwa­ig beein­träch­tig­te Zivil­be­völ­ke­rung getrof­fen wer­den — gewis­ser­ma­ßen also im sprich­wört­li­chen „Eifer des Gefechts“. Den­noch hat das israe­li­sche Mili­tär nach Ein­schät­zung ein­schlä­gi­ger Exper­ten einen wirk­sa­men Appa­rat zur Beur­tei­lung der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit gemäß Gen­fer Kon­ven­ti­on bei Angrif­fen im Gaza­strei­fen instal­liert, durch den die Wah­rung der so defi­nier­ten Ver­hält­nis­mä­ßig­keit bis­her sicher­ge­stellt wer­den konn­te. Das schließt selbst­ver­ständ­lich nicht aus, dass im Ein­zel­fall auch schon mal ein sich im Nach­hin­ein als unver­hält­nis­mä­ßig her­aus­stel­len­der Angriff frei­ge­ge­ben wird, weil die vor­lie­gen­den (wie gesagt: meist unvoll­stän­di­gen) Daten letzt­lich zu einer Fehl­ein­schät­zung der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit geführt haben. Aber wir reden ja hier auch nicht von gemüt­li­chen Plan­spie­len in den Büro­stu­ben alt­ge­dien­ter Mili­tär­stra­te­gen, son­dern von lau­fen­den Kampf­hand­lun­gen mit Ent­schei­dungs­zeit­fens­tern im Sekun­den­be­reich und prin­zip­be­dingt unvoll­stän­di­gen Ent­schei­dungs­grund­la­gen. So ist es nun ein­mal im Krieg, den man daher bes­ser gar nicht erst provoziert. 

Übri­gens: sogar in abso­lu­ten Zah­len gerech­net gehört das gegen­wär­tig für die israe­li­schen Aktio­nen im Gaza­strei­fen ver­mu­te­te Ver­hält­nis getö­te­ter Mili­zio­nä­re zu getö­te­ten Zivi­lis­ten zum Nied­rigs­ten, was in der bis­he­ri­gen Mili­tär­ge­schich­te jemals erreicht wur­de. So wird die­ses Ver­hält­nis anhand der teils schwer zu veri­fi­zie­ren­den Anga­ben der Kriegs­par­tei­en der­zeit auf etwa 1 zu 1,2 geschätzt. Im Ver­gleich dazu lag die­ses Ver­hält­nis etwa bei der in den Jah­ren 2016–17 haupt­säch­lich vom US-Mili­tär getra­ge­nen Bekämp­fung der IS in Mos­sul bei rund 1 zu 2,5.  Ins­be­son­de­re der Umstand, dass die Hamas ihre mili­tä­ri­sche Infra­struk­tur im gro­ßen Stil bewusst in bzw. unter zivi­len Ein­rich­tun­gen unter­bringt, ihre Kämp­fer in zivi­ler Klei­dung unter die Bevöl­ke­rung mischt und Zivi­lis­ten gewalt­sam dar­an hin­dert, sich aus Angriffs­ge­bie­ten zurück­zu­zie­hen — alles Hand­lun­gen die aus­drück­lich gegen die Gen­fer Kon­ven­ti­on ver­sto­ßen — ist die von der israe­li­schen Armee bis­her erreich­te extrem nied­ri­ge Kol­la­te­ral­scha­den­quo­te eine beson­ders her­vor­zu­he­ben­de Leis­tung, die nicht sel­ten um den Preis des Ver­spie­lens vor­teils­träch­ti­ger Über­ra­schungs­ef­fek­te durch ent­spre­chen­de Vor­war­nun­gen der Zivil­be­völ­ke­rung erkauft wird.

FAZIT: die mili­tä­ri­schen Aktio­nen der IDF im Gaza­strei­fen erfül­len sehr wohl den Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­be­griff im Sin­ne der Gen­fer Kon­ven­ti­on und füh­ren zu mili­tär­ge­schicht­lich ein­ma­lig nied­ri­gen Kol­la­te­ral­scha­dens­quo­ten, die auch noch unter den denk­bar schwie­rigs­ten Bedin­gun­gen dafür erreicht werden. 

Mythos „Geno­zid” und „Ver­nich­tungs­feld­zug”

Nach dem, was ich eben zur aus­neh­mend zivil­be­völ­ke­rungs­scho­nen­den Kriegs­füh­rung der israe­li­schen Armee dar­ge­legt habe, nimmt sich der viel­fach erho­be­ne Vor­wurf, Isra­el füh­re einen „Ver­nich­tungs­feld­zug“ gegen die Bevöl­ke­rung im Gaza­strei­fen oder bege­he gar einen „Geno­zid“ an ihr, beson­ders per­fi­de aus. Der Begriff „Geno­zid“ wur­de im Jah­re 1944 vom pol­ni­schen Anwalt Rapha­el Lem­kin geprägt, der damit einen neu­en Rechts­be­griff für eine Ver­bre­chen­s­ka­te­go­rie schaf­fen woll­te, die zuvor juris­tisch nicht erfasst wor­den war. Die fünf von ihm dabei defi­nier­ten wesent­li­chen Bestand­tei­le des Geno­zid­be­griffs wur­den 1948 in die Kon­ven­ti­on der Ver­ein­ten Natio­nen über die Ver­hü­tung und Bestra­fung des Völ­ker­mor­des über­nom­men. Kon­kret han­delt es sich dabei um die fol­gen­den Bestandteile: 

  1. Der Mas­sen­mord an einer bestimm­ten Gruppe
  2. Die Zufü­gung men­ta­len und kör­per­li­chen Scha­dens an den Mit­glie­dern die­ser Gruppe
  3. Die plan­mä­ßi­ge Ver­schlech­te­rung ihrer Lebensbedingungen
  4. Die Umset­zung von Maß­nah­men zur Ver­hin­de­rung von Gebur­ten inner­halb der Gruppe
  5. Die erzwun­ge­ne Umsied­lung von Kin­dern der Grup­pe zu Fami­li­en außer­halb der Gruppe

Als Geno­zid sind die­se Hand­lun­gen aller­dings nur dann zu wer­ten, wenn sie in der nach­weis­li­chen Absicht began­gen wer­den, die betref­fen­de natio­na­le, eth­ni­sche, ras­si­sche oder reli­giö­se Grup­pe zu ver­nich­ten. Inso­fern kann Isra­el schon wegen der feh­len­den Absicht, die Paläs­ti­nen­ser ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten, kei­nen Geno­zid an den Paläs­ti­nen­sern began­gen haben. Hät­te Isra­el näm­lich die­se Absicht, so wür­de es sich den enor­men Auf­wand spa­ren, die Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen vor kon­kre­ten Mili­tär­ak­tio­nen zu war­nen und umzu­sie­deln, sowie Leben und Gesund­heit der eige­nen Sol­da­ten im extrem gefähr­li­chen Straßen‑, Häu­ser- und Tun­nel­kampf zu ris­kie­ren. Statt­des­sen wür­de es dabei viel eher auf Flä­chen­bom­bar­de­ments oder den begrenz­ten Ein­satz von Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fen set­zen, wozu die israe­li­sche Armee ohne Wei­te­res in der Lage wäre und mit denen sich nicht zuletzt die immensen wirt­schaft­li­chen Belas­tun­gen des Krie­ges dras­tisch redu­zie­ren ließen.

Auch der viel­fach erho­be­ne Vor­wurf, Isra­el wol­le die Bevöl­ke­rung des Gaza­strei­fens durch Abschnei­den der­sel­ben von Nahrungs‑, Strom- und Was­ser­ver­sor­gung „aus­hun­gern“, ist objek­tiv betrach­tet unge­recht­fer­tigt. Die Koor­di­na­ti­ons­stel­le für Regie­rungs­ak­ti­vi­tä­ten in den Gebie­ten (COGAT) hat mehr­fach nach­ge­wie­sen, dass genü­gend Hilfs­mit­tel in den Gaza­strei­fen gelan­gen, dort jedoch die Ver­tei­lung sowohl unge­nü­gend orga­ni­siert ist, als auch von Ange­hö­ri­gen der Hamas bzw. des Paläs­ti­nen­si­schen Isla­mi­schen Dschi­had gewalt­sam ver­hin­dert wird, um die Hilfs­gü­ter für eige­ne Zwe­cke zu hor­ten. Auch völ­ker­recht­lich betrach­tet ist ein Staat, der sich mili­tä­risch gegen einen gewalt­sa­men Angriff ver­tei­digt, in kei­ner Wei­se dazu ver­pflich­tet, die Ver­sor­gung der Zivil­be­völ­ke­rung im Ter­ri­to­ri­um des Angrei­fers sicher­zu­stel­len. Es besteht ledig­lich die Ver­pflich­tung, die Ver­sor­gung zu ermög­li­chen.

Immer wie­der wird auch inter­na­tio­na­le Kri­tik am Vor­ha­ben der IDF geübt, die ver­blei­ben­den Batail­lo­ne der Hamas in ihrer letz­ten Hoch­burg, der Stadt Rafah, mili­tä­risch zu eli­mi­nie­ren — vor allem mit Ver­weis auf die rund 1,4 Mil­lio­nen Zivi­lis­ten, die zu Anfang der israe­li­schen Mili­tär­ope­ra­tio­nen dort­hin eva­ku­iert wor­den sind. Tat­säch­lich hat die IDF indes­sen kei­nen Zwei­fel dar­an gelas­sen, dass ein sol­cher Angriff erst erfol­gen wird, wenn die Zivi­lis­ten in einen siche­ren Bereich an der Küs­te des Gaza­strei­fens eva­ku­iert wor­den sind und zum Zeit­punkt der Abfas­sung die­ses Bei­trags bereits über eine Mil­li­on tat­säch­lich eva­ku­iert.

Das gesam­te Fun­da­ment der Kri­tik am israe­li­schen Vor­ge­hen im Gaza­strei­fen rich­tet sich also offen­sicht­lich gegen die Vor­stel­lung, dass die Zivil­be­völ­ke­rung unan­ge­mes­sen in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wür­de — und zwar min­des­tens in fahr­läs­si­ger wenn nicht gar in vor­sätz­li­cher Wei­se. Bei­des ist jedoch nach den obi­gen Dar­le­gun­gen objek­tiv falsch. Zwar steht außer Zwei­fel, dass die Zivil­be­völ­ke­rung erheb­lich in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wird. Aller­dings ist dies in aller ers­ter Linie dem per­fi­den Vor­ge­hen der Hamas geschul­det, die eige­ne mili­tä­ri­sche Infra­struk­tur gezielt in bzw. unter zivi­le Ein­rich­tun­gen ein­zu­bet­ten und Zivi­lis­ten teils gewalt­sam als mensch­li­che Schutz­schil­der zu miss­brau­chen. Zudem trägt die Hamas aktiv zur Ver­schlim­me­rung der huma­ni­tä­ren Not­la­ge bei, indem sie Hilfs­lie­fe­run­gen gewalt­sam an sich zieht. Gemes­sen an die­sem vor­sätz­li­chen und klar völ­ker­rechts­wid­ri­gen Vor­ge­hen der Hamas, das ein­deu­tig das Ziel ver­folgt, die eige­nen zivi­len Opfer mög­lichst hoch zu trei­ben, um sie medi­en­wirk­sam zur Dämo­ni­sie­rung Isra­els zu „ver­mark­ten“, sind die zivi­len Opfer­zah­len durch die Mili­tär­ak­tio­nen der IDF bis­her erstaun­lich gering geblieben.

Dass es den­noch unschul­di­ge Opfer des Krie­ges in der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung gibt, ist die unaus­weich­li­che Fol­ge eines Krie­ges, den die Hamas mit bis heu­te kaum gebro­che­ner Unter­stüt­zung ihrer eige­nen Bevöl­ke­rung durch das Pogrom vom 7. Okto­ber begon­nen hat und des­sen zivi­le Opfer sie bewusst pro­vo­ziert, um Isra­el medi­al als bru­ta­len Schläch­ter dar­zu­stel­len. Der israe­li­schen Armee jetzt mit Ver­weis auf mög­li­che zivi­le Opfer den Angriff auf Rafah zu ver­weh­ren, wür­de der Hamas die Mög­lich­keit geben, sich über kurz oder lang zu reor­ga­ni­sie­ren und poli­tisch wie mili­tä­risch lang­fris­tig zu über­le­ben. Es wäre so, als wür­de man der Feu­er­wehr nicht erlau­ben, die letz­ten 25% eines Bran­des zu löschen.

Wer das von Isra­el ver­langt, ermun­tert jede Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on und jeden Ter­ror­staat die­ser Welt dazu, in Zukunft wei­te­re Angrif­fe auf Staa­ten der west­li­chen Welt zu lan­cie­ren und anschlie­ßend ein­fach hin­ter der eige­nen Zivil­be­völ­ke­rung in Deckung zu gehen, wo sie sich dann — mit gro­ßer mora­li­scher Unter­stüt­zung west­li­cher Gut­men­schen — vor Gegen­an­grif­fen sicher füh­len dür­fen. Eine sol­che For­de­rung bedeu­tet also letzt­lich die expli­zi­te Unter­stüt­zung und För­de­rung von Ter­ro­ris­mus nach dem Vor­bild des Pogroms vom 7. Okto­ber! Das kann ja nun auch der obses­sivs­te „Free Palestine”-Brüller auf einem der vie­len der­zeit von Paläs­ti­nen­ser­ver­ste­hern besetz­ten Uni­cam­pus­se der west­li­chen Welt nicht ernst­haft wol­len, oder?

FAZIT: alle objek­ti­ven Kri­te­ri­en für einen etwa­igen Geno­zid der IDF an den Paläs­ti­nen­sern im Gaza­strei­fen sind ein­deu­tig nicht erfüllt. Isra­el geht es um die Eli­mi­nie­rung der paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen, die sich fei­ge hin­ter der eige­nen Zivil­be­völ­ke­rung ver­ste­cken. Isra­el ist auch nicht zur Ver­sor­gung der Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen ver­pflich­tet, son­dern muss die­se ledig­lich ermög­li­chen, was es auch im Rah­men sei­ner Ein­fluss­mög­lich­kei­ten tut. Wer Isra­el von der Voll­endung der Ter­ror­be­kämp­fung abhal­ten will, macht die Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen zu Gewin­nern und scha­det damit allen anstän­di­gen Men­schen die­ser Welt.

Ihr seht also: Isra­el kämpft gegen eine von gro­ßen Tei­len ihrer Bevöl­ke­rung unter­stütz­te, Nazi-inspi­rier­te Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on, die Opfer in ihrer eige­nen Zivil­be­völ­ke­rung nicht nur in Kauf nimmt, son­dern auf zynischs­te Wei­se sogar noch so viel wie mög­lich davon als media­le Muni­ti­on gegen Isra­el pro­vo­ziert. Und trotz­dem macht die israe­li­sche Armee bei objek­ti­ver Betrach­tung ihren Job bes­ser, als jede ande­re Armee die­ser Welt es bis­her unter ver­gleich­ba­ren Bedin­gun­gen hin­be­kom­men hät­te (sofern über­haupt je eine Armee unter der­art per­fi­den Umstän­den kämp­fen musste).

Es stel­len sich daher zwei wesent­li­che Fra­gen: zum einen, wel­che Men­ta­li­tät hin­ter dem zyni­schen Vor­ge­hen der paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen steckt und inwie­weit die­se Men­ta­li­tät etwas mit der Iden­ti­tät der Paläs­ti­nen­ser als Gan­zes zu tun hat. Zum ande­ren, wie­so Isra­els Image in der Welt trotz all die­ser objek­tiv ein­deu­ti­gen Tat­sa­chen der­zeit so schlecht ist wie noch nie zuvor. 

Mit alle­dem wird sich der zwei­te Teil die­ser Mini­blog­se­rie befas­sen, den Ihr unter die­sem Link fin­det und der ins­be­son­de­re alle Quel­len­an­ga­ben für bei­de Tei­le die­ser Serie enthält. 

Wäh­rend ich die­sen Bei­trag fer­tig­stell­te wur­den übri­gens vier Gei­seln in einer hoch­kom­ple­xen kon­zer­tier­ten Akti­on der IDF, des israe­li­schen Inlands­ge­heim­diens­tes und der Anti­ter­ror­ab­tei­lung der israe­li­schen Poli­zei aus dem Gaza­strei­fen befreit. Eine hel­den­haf­te Akti­on, die ver­mut­lich Mili­tär­ge­schich­te schrei­ben wird und die gleich­zei­tig einen Sil­ber­streif am Hori­zont in die­ser nie­der­schmet­tern­den Zeit bil­det. Ein Offi­zier der Anti­ter­ror­ab­tei­lung, Arnon Zamo­ra, ist dabei ums Leben gekom­men. Möge sein Andenken stets in höchs­ten Ehren gehal­ten sein!

Alles Lie­be

Dani­el

4 Kommentare

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  • 9.6.2024 Lie­ber Dani­el, shalom, und beEz­rat haSchem Chag Scha­wuot sameach, Dir Dei­ner gan­zen Fami­lie und dem gan­zen Volk Isra­el überall.
    Vie­len Dank für Dei­nen wie­der so fas­zi­nie­ren­den Blog-Bei­trag! Sel­ten wird eine sol­che Fül­le von Fak­ten so klar struk­tu­riert dar­ge­stellt. Wenn die Fak­ten­la­ge der Rea­li­tät ent­spricht, kann man eher zu Pro­blem­lö­sun­gen schreiten.
    Beson­ders bewegt bin ich von Dei­nen offe­nen Wor­ten zur Aktualität:
    „Sil­ber­streif am Hori­zont in die¬ser nie­der­schmet­tern­den Zeit…“
    Ergreifend.
    Danke.
    Du suchst Dir wohl oft gern beson­ders schwie­ri­ge Ther­men! Ent­we­der The­men, wie die Madel­brot-Theo­rie, die extrem schwer einem Lai­en zu ver­mit­teln ist, und Du es trotz­dem meis­terst. Oder eine emo­tio­nal sen­si­ble und hoch­ge­la­de­ne The­ma­tik wie die der Corona-Pandemie.
    Die­ses Mal stellst Du Dir die Mamut-Auf­ga­be, ein The­ma anzu­spre­chen, bei dem jeder intui­tiv glaubt, prak­tisch fast alles dazu zu wis­sen, und daher zu glau­ben nei­gen könn­te, bereits gute Ant­wor­ten und Mei­nun­gen dazu zu haben. Wie­der ein­mal ist Dir mit Dei­ner elo­quen­ten Ehr­lich­keit und diplo­ma­ti­schen Beschei­den­heit gelun­gen, sogar bei einem schein­bar abge­dro­sche­nen The­ma (Isra­el-Hass) eine erneu­te Neu­gier zu wecken! Chapeau.
    Dei­ne cha­rak­te­ris­ti­sche sys­te­ma­ti­sche Pro­blem­be­schrei­bung und Fak­ten­dar­stel­lung beginnt mit:
    „Die ent­schie­de­ne Wider­le­gung der genann­ten Nar¬rative anhand einer kla­ren Dar­le­gung objek­tiv beleg­ba­rer Fakten.“
    Und „Die schlüs­si­ge Dar­le­gung der Tat­sa­che, dass es nicht allein die Hamas ist, die sich die rest­lo­se Ver­nich­tung des Staa­tes Isra­el auf die Fah­nen geschrie­ben hat…“
    und mit „Die Klä­rung der Fra­ge, war­um die offen­sicht­lich sach­lich fal­schen Ver­un­glimp­fungs­nar­ra­ti­ve gegen Isra­el welt­weit auf frucht­ba­ren Boden fallen…“.
    Allein Dei­ne kom­pak­te und prä­gnan­te For­mu­lie­rung fasst das zusam­men, was Tau­sen­de Arti­kel seit lan­gem anrei­ßen, und zu umrei­ßen ver­su­chen, wobei Du hilfst, auf der Suche nach Wahr­heit die Augen aufzureißen…
    Dei­ne Gabe, die Essenz zu ver­mit­teln, ist ein wun­der­ba­rer Bei­trag in die­ser wir­ren Zeit von Poli­tik und Medi­en, die zwi­schen Fak­ten, Fake News und Mei­nun­gen nicht mehr unter­schei­den. Dei­ne kom­pak­ten Schluss­fol­ge­run­gen sind eine jour­na­lis­ti­sche Augenweide:
    „FAZIT: der über­wie­gen­de Teil der Zivi­lis­ten im Gaza­strei­fen steht hin­ter den Ver­bre­chen der Hamas und ihrer von den Nazis inspi­rier­ten Judenhass-Ideologie.“
    „FAZIT: die mili­tä­ri­schen Aktio­nen der IDF im Gaza­strei­fen erfül­len sehr wohl den Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­be­griff im Sin­ne der Gen­fer Konvention“
    „FAZIT: alle objek­ti­ven Kri­te­ri­en für einen etwa­igen Geno­zid der IDF an den Paläs­ti­nen­sern im Gaza­strei­fen sind ein­deu­tig nicht erfüllt.“
    Dei­ne abschlie­ßen­de Fra­ge „…wie­so Isra­els Image in der Welt trotz all die­ser objek­tiv ein­deu­ti­gen Tat­sa­chen der­zeit so schlecht ist wie noch nie zuvor.“ Scheint mir eine ewi­ge Fra­ge zu sein, wie die Fra­ge nach dem Anti­se­mi­tis­mus. Obwohl die Fra­ge bekannt ist, ver­su­chen wir sie seit Jahr­tau­sen­den immer wie­der zu beant­wor­ten. Daher bin ich bereits sehr auf Dei­nen zwei­ten Blog­bei­trag dazu sehr gespannt. Ins­be­son­de­re bin ich neu­gie­rig, zu lesen, wel­che kon­kre­te Auf­ga­ben sich aus die­sen Erkennt­nis­sen für Isra­el und für das jüdi­sche Volk welt­weit erge­ben? Was kön­nen wir tun?
    Ich bedan­ke mich herz­lich für Dei­ne Anre­gung, uns erneut mit den schmerz­haf­ten Fra­gen zu befas­sen, auch wenn für deren Lösun­gen viel­leicht sofor­ti­ge Patent­re­zep­te nicht leicht zu fin­den sind.
    Lie­ber Dani­el, Jischar Koach und herz­li­chen Dank.
    Dein
    Ari

  • Sehr kla­re Ana­ly­se und umfas­sen­de Dar­stel­lung die­ses so oft ver­zerrt wie­der­ge­ge­ben Sach­ver­halts! Ein wich­ti­ger Bei­trag im Hin­blick auf die vie­len Fake News, die sonst so im Netz kursieren!

  • Scha­lom, lie­ber Daniel.
    Ich möch­te Dir zum fun­dier­ten Bei­trag gra­tu­lie­ren. Du bringst vie­le Fak­ten und Argu­men­te zusam­men, die einem Leser die Situa­ti­on und die Recht­mä­ßig­keit der Hand­lun­gen Isra­els erklä­ren sol­len. Das ist auch eine gute Unter­stüt­zung für die Gesprä­che z. B. in man­chen poli­ti­schen Gremien.
    Gleich­zei­tig den­ke ich, dass eine wirk­sa­me Bekämp­fung der beschrie­be­nen „Schief­la­ge” der öffent­li­chen Wahr­neh­mung nicht nur zum logi­schen und ratio­na­len Den­ken bzw. zur Erken­nung der Fak­ten appel­lie­ren soll. Ein ein­fa­ches Bei­spiel: Mit Argu­men­ten kann man kei­nen Anti­se­mi­ten bekeh­ren oder über­zeu­gen, dass die Juden nicht an allem Schuld sind. War­um? Weil die­se Hal­tung nicht dem Bereich der Logik oder des ratio­na­len Den­kens zuge­ord­net wer­den kann. Ich behaup­te nicht, dass alle Leu­te, die jetzt gegen Isra­el demons­trie­ren oder Isra­el kri­ti­sie­ren, Anti­se­mi­ten sind. Das ist nur ein Bei­spiel dafür, dass bestimm­te Vor­stel­lun­gen, Mei­nun­gen, Vor­ur­tei­le usw. auf einer ande­ren Ebe­ne der Psy­che sich befin­den und ent­spre­chend ande­res begeg­net und bekämpft wer­den müssen.
    7.10 war ein kata­stro­pha­les Ereig­nis für alle Sicher­heits­diens­te und bezeug­te ein Ver­sa­gen des gan­zen statt­li­chen Appa­ra­tes in Isra­el. Das ist unbe­streit­bar und muss zur gege­be­nen Zeit straf­recht­li­che und per­so­nel­le Kon­se­quen­zen für die Füh­rungs­rie­ge nach sich zie­hen. Wir müs­sen aber geste­hen, dass Isra­el auch danach den Medi­en­krieg kom­plett ver­lo­ren hat. Die­se Nie­der­la­ge ist bit­ter und zeigt ein unent­schuld­ba­res Dilet­tan­tis­mus und Unfä­hig­keit der Poli­ti­ker, der Diplo­ma­ten der Jour­na­lis­ten und der ver­ant­wort­li­chen Lob­by­is­ten mit der öffent­li­chen Mei­nung in der Welt pro­fes­sio­nell zu arbei­ten. Ich glau­be nicht, dass wir kei­ne Köp­fe, die sich mit Mas­sen­psy­cho­lo­gie, Mei­nungs­be­ein­flus­sung, Wer­bung und Pro­pa­gan­da aus­ken­nen, haben. Die sind hier aber defi­ni­tiv nicht am Werk betei­ligt son­dern womög­lich sogar gegen Isra­el arbei­ten. Auf jeden Fall die Pro­pa­gan­da gegen Isra­el funk­tio­niert ganz gut.
    Ich den­ke, es wäre jetzt die höchs­te Zeit nicht zu resi­gnie­ren, son­dern nach sol­chen Leu­ten zu suchen und drin­gendst die Gegen­maß­nah­men einzuleiten.
    Dein Benjamin

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