Hallo Ihr Lieben,
heute Mittag habe ich endlich mal wieder einen Vortrag im Rotary-Club Frankfurt am Main Friedensbrücke halten dürfen. Nachdem ich dort bisher über religiöse und politische Themen vorgetragen hatte, habe ich mir diesmal ein Thema aus meiner ureigenen Disziplin herausgesucht – der Informatik.
Dabei geht es um nicht weniger als die Kardinalfrage der theoretischen Informatik schlechthin: das sogenannte „P‑NP-Problem”. Dahinter verbirgt sich die Frage, ob man mit Hilfe formaler mathematischer Logik beweisen kann, dass es Problemstellungen gibt, für die das programmgesteuerte Berechnen einer Lösung substanziell aufwändiger ist als, das Überprüfen eines vorgeschlagenen Lösungskandidaten daraufhin, ob er auch wirklich eine Lösung des betrachteten Problems ist.
Das klingt jetzt reichlich abstrakt. Aber die Tatsache, dass diese Frage bis heute ungeklärt ist, hat eine erhebliche Bedeutung für die Datensicherheit in unserer informationstechnologisch durchdrungenen Welt. Die Wesentlichen der heute im elektronischen Datenverkehr verwendeten Verschlüsselungsverfahren setzen nämlich genau auf eben jene unbewiesene Annahme, dass das Berechnen der verwendeten Schlüssel ungleich schwerer ist, als das Entschlüsseln mit Hilfe eines gegebenen Schlüssels. Wäre dem nämlich nicht so, dann wären diese Chiffrierungsverfahren allesamt wertlos und unsere verschlüsselten Daten damit ungefähr so gut gegen die Kenntnisnahme durch Unbefugte gesichert, wie beim Versenden einer Postkarte. Unsere Welt wäre also nicht mehr dieselbe, wenn es jemandem gelänge, den bis heute ausstehenden Beweis dafür anzutreten, dass Überprüfen eben doch nicht substanziell schwerer ist als Berechnen. Aus genau diesem Grund gehört das P‑NP-Problem denn auch zu den sogenannten „Millenniumproblemen“, auf deren Lösung das Clay Mathematics Institute einen Preis in Höhe von nicht weniger als $ 1.000.000,00 ausgelobt hat.
Interesse geweckt? Na klar: technokratisches Gelaber hin oder her – etwas, das so viel Kohle wert ist, muss einfach interessant sein…
Na dann: die textliche Ausarbeitung des Vortrags findet Ihr als PDF-Datei unter folgendem Link:
http://www.kornfamily.de/daniel/Rotary/P‑NP-Problem.pdf
Das MP4-Video mit den animierten Vortragsfolien könnt Ihr hingegen hier betrachten:
Meinetwegen könnt Ihr das gerne mal wieder als abgedrehten Nerd-Kram diffamieren. Ähnlich wie für meine Mandelbrotmengen-Blogserie gilt aber letztlich auch hier: es ist nicht wirklich leicht, diese Art von Materie für den nicht-Informatiker gleichzeitig anschaulich und dennoch tiefgründig genug zu vermitteln, um Bedeutung und Tragweite des zentralen Gegenstands wirklich erkennbar werden zu lassen.
So oder so wünsche ich viel Spaß beim Lesen und/oder Betrachten. Kommentare sind – wie immer – jederzeit gerne erwünscht.
Alles Liebe
Daniel