Kol­lek­ti­ver Kopf­stand — das schie­fe Bild Isra­els in der Welt II

Ihr Lie­ben,

mit dem ers­ten Teil mei­ner Mini­bei­trags­se­rie zur aktu­el­len Lage in Nah­ost habe ich den Zugriffs­sta­tis­ti­ken nach offen­bar Eure Auf­merk­sam­keit erregt. Auch habe ich auf ver­schie­de­nen Kanä­len vie­le aner­ken­nen­de Feed­backs von Euch erhal­ten, für die ich mich an die­ser Stel­le zunächst recht herz­lich bedan­ken möch­te. Ich schöp­fe dar­aus glei­cher­ma­ßen Inspi­ra­ti­on wie Zuver­sicht dafür, Euch mit dem hie­si­gen zwei­ten Teil wei­te­re inter­es­san­te Ein­sich­ten zur der­zei­ti­gen Situa­ti­on in Nah­ost, den zuge­hö­ri­gen Hin­ter­grün­den und den befrem­den­den Reak­tio­nen der Welt dar­auf lie­fern zu können.

Wäh­rend ich in besag­tem ers­ten Teil die­ser Mini­bei­trags­se­rie hof­fent­lich über­zeu­gend dar­le­gen konn­te, dass das Nar­ra­tiv von der blind­wü­tig Geno­zid-ver­üben­den israe­li­schen Armee sich in Wahr­heit als alter­na­tiv­los auf­ge­zwun­ge­ner Ver­tei­di­gungs­krieg gegen eine Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on mit unver­hoh­le­nen Ver­nich­tungs­am­bi­tio­nen ent­puppt hat, der zudem mit höchst­mög­li­cher Sorg­falt bei der Ver­mei­dung zivi­ler Kol­la­te­ral­schä­den geführt wird, möch­te ich nun auf die bei­den ande­ren Anlie­gen zurück­kom­men, die ich ankün­di­gungs­ge­mäß mit mei­ner Bei­trags­se­rie ver­fol­gen woll­te: zum Einen die Dar­le­gung des Umstands, dass es nicht „bloß” die Hamas oder die ande­ren paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­tio­nen sind, die sich die Eli­mi­nie­rung Isra­els als jüdi­schen Staat auf die Fah­nen geschrie­ben haben, son­dern dass die gesam­te paläs­ti­nen­si­sche Iden­ti­tät auf dem Kon­zept grün­det, das ehe­ma­li­ge bri­ti­sche Man­dats­ge­biet Paläs­ti­na rest­los unter eige­ne Herr­schaft zu brin­gen und damit die Exis­tenz der jüdi­schen Eigen­staat­lich­keit in die­sem Ter­ri­to­ri­um ein für alle Mal zu been­den. Zum ande­ren möch­te ich ein paar Über­le­gun­gen dazu anstel­len, war­um Isra­els Image trotz sei­ner objek­tiv eigent­lich glas­kla­ren mora­li­schen Über­le­gen­heit der­zeit so grot­ten­schlecht ist wie noch nie.

Wen­den wir uns daher zunächst dem ers­ten Punkt zu — also der ange­kün­dig­ten Dar­le­gung, dass das Stre­ben nach der Besei­ti­gung Isra­els Grund­pfei­ler der paläs­ti­nen­si­schen Iden­ti­tät schlecht­hin ist. Dazu möch­te ich mit einem kur­zen Rück­blick auf den seit nun­mehr über hun­dert Jah­ren schwe­len­den jüdisch/arabischen bzw. israelisch/arabischen Kon­flikt begin­nen. Denn auch und gera­de um den Kon­flikt und sei­ne Ursa­chen ran­ken sich Mythen und wer­den Nar­ra­ti­ve ver­brei­tet, die einer objek­ti­ven Betrach­tung nicht stand­hal­ten kön­nen. Ein Bei­spiel dafür ist die viel­zi­tier­te „Zwei­staa­ten­lö­sung”. Das gän­gi­ge Grund­ver­ständ­nis des israelisch/arabischen Kon­flikts basiert näm­lich auf der Annah­me, dass es dabei um zwei Grup­pie­run­gen geht, die inner­halb eines bestimm­ten Ter­ri­to­ri­ums jeweils einen eige­nen Staat errich­ten wol­len. Dem­entspre­chend fokus­sie­ren sich alle kon­ven­tio­nel­len Lösungs­vor­schlä­ge dar­auf, das betref­fen­de Ter­ri­to­ri­um auf die eine oder ande­re Wei­se in zwei getrenn­te Gebie­te auf­zu­tei­len und jeder Grup­pie­rung ihren eige­nen Staat in einem die­ser Gebie­te zuzu­wei­sen — also eben jene „Zwei­staa­ten­lö­sung” zu errei­chen. Seit den frü­hen Jah­ren des zio­nis­ti­schen Bestre­bens, einen jüdi­schen Staat im his­to­ri­schen Ter­ri­to­ri­um der jüdi­schen Nati­on zu errich­ten, wur­de immer wie­der aufs Neue ver­sucht, die­sen Ansatz umzu­set­zen — bis heu­te erfolglos.

Es stellt sich daher die Fra­ge, ob die­se Erfolg­lo­sig­keit dar­auf zurück­zu­füh­ren sein könn­te, dass an der zugrun­de­lie­gen­den Annah­me eines bei­der­sei­ti­gen Stre­bens zwei­er Grup­pie­run­gen nach je einem eigen­stän­di­gen Staat inner­halb des betref­fen­den Ter­ri­to­ri­ums etwas nicht stimmt. Auf die­sen Umstand bin ich selbst erst kürz­lich in einer bis­her für mich unge­kann­ten Deut­lich­keit auf­merk­sam gemacht wor­den, und zwar im Rah­men eines Gesprächs mit der bril­lan­ten Poli­ti­ke­rin und Autorin Ein­at Wilf, an dem ich im März 2024 in Tel Aviv teil­neh­men dürf­te — wie­der­um als Pro­gramm­punkt einer NAF­FO-Dele­ga­ti­ons­rei­se.

Ein­at begann ihre Aus­füh­run­gen mit dem Hin­weis auf die Begrün­dung, die der sei­ner­zei­ti­ge Außen­mi­nis­ter des Ver­ei­nig­ten König­reichs Ernest Bevin am 18. Febru­ar 1947 gegen­über dem Unter­haus für das Schei­tern des Ver­suchs lie­fer­te, den bereits damals im bri­ti­schen Man­dats­ge­biet „Paläs­ti­na“ schwe­len­den jüdisch/arabischen Kon­flikt zu lösen:

“His Majesty’s Govern­ment have thus been faced with an irre­con­cilable con­flict of prin­ci­ples. The­re are in Pal­es­ti­ne about 1,200,000 Arabs and 600,000 Jews. For the Jews the essen­ti­al point of prin­ci­ple is the crea­ti­on of a sove­reign Jewish Sta­te. For the Arabs, the essen­ti­al point of prin­ci­ple is to resist to the last the estab­lish­ment of Jewish sove­reig­n­ty in any part of Pal­es­ti­ne. The dis­cus­sions of the last month have quite cle­ar­ly shown that the­re is no pro­s­pect of resol­ving this con­flict by any sett­le­ment nego­tia­ted bet­ween the par­ties. But if the con­flict has to be resol­ved by arbi­tra­ry decis­i­on, that is not a decis­i­on which His Majesty’s Govern­ment are empowered as Man­da­to­ry to take.”„Die Regie­rung Sei­ner Majes­tät sah sich also mit einem unüber­brück­ba­ren Grund­satz­kon­flikt kon­fron­tiert. In Paläs­ti­na gibt es etwa 1.200.000 Ara­ber und 600.000 Juden. Für die Juden besteht ihr Grund­satz­an­lie­gen in der Schaf­fung eines sou­ve­rä­nen jüdi­schen Staa­tes. Für die Ara­ber besteht ihr Grund­satz­an­lie­gen dar­in, sich der Errich­tung einer jüdi­schen Eigen­staat­lich­keit in jed­we­dem Teil Paläs­ti­nas bis zum Letz­ten zu wider­set­zen. Die Dis­kus­sio­nen der letz­ten Mona­te haben ganz klar gezeigt, dass es kei­ne Aus­sicht auf eine Lösung die­ses Kon­flikts durch eine zwi­schen den Par­tei­en aus­zu­han­deln­de Rege­lung gibt. Wenn der Kon­flikt jedoch durch eine will­kür­li­che Ent­schei­dung gelöst wer­den muss, dann ist dies kei­ne Ent­schei­dung, zu der die Regie­rung Sei­ner Majes­tät als Man­dats­trä­ger befugt ist“
(Her­vor­he­bun­gen von mir)

Außen­mi­nis­ter Bevin (der übri­gens nicht gera­de als gro­ßer Juden­freund bekannt war) erkann­te also schon im Früh­jahr 1947, dass der „unüber­brück­ba­re Grund­satz­kon­flikt“ in dem Stre­ben der einen Sei­te nach Eigen­staat­lich­keit und dem gleich­zei­ti­gen Stre­ben der ande­ren Sei­te nach kate­go­ri­scher Ver­hin­de­rung eben die­ser Eigen­staat­lich­keit um jeden Preis bestand. Dies alles wohl­be­merkt neun Mona­te vor dem Beschluss des UN-Tei­lungs­plans im Novem­ber 1947 und fünf­zehn Mona­te vor der Aus­ru­fung des Staa­tes Isra­els im Mai 1948 — und damit lan­ge vor jed­we­der etwa­igen Ver­trei­bung von Ara­bern aus dem spä­te­ren Staat Isra­el und noch wesent­lich län­ger vor einer etwa­igen Besat­zung, geschwei­ge denn Besied­lung, wei­te­rer Gebie­te durch Isra­el. Es ging also der ara­bi­schen Welt schon damals nicht pri­mär um die Erlan­gung einer Eigen­staat­lich­keit in einem wie auch immer defi­nier­ten Teil des Man­dats­ge­biets, son­dern vor allem ande­ren dar­um, die Ent­ste­hung eines jüdi­schen Staa­tes im Man­dats­ge­biet um jeden Preis zu ver­hin­dern!

Vor die­sem Hin­ter­grund ist auch ein­leuch­tend, war­um die ara­bi­sche Sei­te den UN-Tei­lungs­plan von 1947 kate­go­risch abge­lehnt hat, gleich­wohl er den Ara­bern ein Gebiet zuge­stan­den hät­te, das weit­aus grö­ßer ist, als das­je­ni­ge, das ihnen heu­te inner­halb der viel­zi­tier­ten Gren­zen von 1967 zuste­hen würde:

Quel­le: Wikipedia

Anstatt dem Tei­lungs­plan zuzu­stim­men, grif­fen sie­ben ara­bi­sche Staa­ten am 15. Mai 1948 – also einen Tag nach der Aus­ru­fung des Staa­tes Isra­els – den neu gegrün­de­ten Staat an, um ihn ganz im Sin­ne der oben zitier­ten Erkennt­nis von Ernest Bevin end­gül­tig zu ver­nich­ten. Im Ergeb­nis die­ses von ara­bi­scher Sei­te ohne Not begon­ne­nen Krie­ges kam es im Lau­fe der ers­ten Hälf­te des Jah­res 1949 zu einer Rei­he von Waf­fen­still­stands­ab­kom­men zwi­schen Isra­el und den angrei­fen­den Staa­ten, im Rah­men derer ins­be­son­de­re der heu­ti­ge Gaza­strei­fen von Ägyp­ten und das heu­ti­ge West­jor­dan­land von Jor­da­ni­en besetzt wurde:

Quel­le: Wikipedia

Bit­te noch­mal auf der Zun­ge zer­ge­hen las­sen: die zum Waf­fen­still­stand 1949 ent­stan­de­ne „Grü­ne Gren­ze” ist das Ergeb­nis eines Krie­ges, den die Ara­ber ohne Not gegen den gera­de einen Tag alten Staat Isra­el lan­ciert hat­ten. Ohne die­sen Krieg wäre es mit gro­ßer Sicher­heit weder zu die­ser ter­ri­to­ria­len Erwei­te­rung noch zu Flucht und Ver­trei­bung ara­bi­scher Bewoh­ner des israe­li­schen Ter­ri­to­ri­ums gekom­men, die näm­lich vor allem aus der Angst der Israe­lis gebo­ren wur­de, dass ara­bi­sche Bewoh­ner des israe­li­schen Ter­ri­to­ri­ums wäh­rend der Kampf­hand­lun­gen den israe­li­schen Front­trup­pen gewis­ser­ma­ßen als fünf­te Kolon­ne in den Rücken fal­len könn­ten. Jeden­falls las­sen die ein­schlä­gi­gen Pas­sa­gen aus dem für die Kon­so­li­die­rungs­stra­te­gie des Grenz­ver­laufs maß­geb­li­chen „Plan Dalet” der „Haga­nah” (gewis­ser­ma­ßen die Vor­läu­fe­rin der heu­ti­gen israe­li­schen Armee) bei unvor­ein­ge­nom­me­nem Lesen kei­ne ande­re Inter­pre­ta­ti­on zu (sie­he dort ins­be­son­de­re die Abschnit­te „Con­so­li­da­ti­on of Defen­se Sys­tems and For­ti­fi­ca­ti­ons” und „Deploy­ment in Major Cities”).

Nun waren also im Ergeb­nis des Krie­ges Gaza­strei­fen und West­jor­dan­land in ägyp­ti­scher bzw. jor­da­ni­scher Hand. In den Fol­ge­jah­ren bis zum Sechs­ta­ge­krieg von 1967 wäre es daher ohne jed­we­de Ein­fluss­nah­me Isra­els mög­lich gewe­sen, dort einen eigen­stän­di­gen Paläs­ti­nen­ser­staat zu errich­ten. Nichts der­glei­chen geschah indes­sen – ein wei­te­res kla­res Indiz dafür, dass die Grün­dung eines paläs­ti­nen­si­schen Staa­tes an der Sei­te eines jüdi­schen Staats alle­mal nicht im Vor­der­grund der ara­bi­schen Inter­es­sen stand.

Nach der Beset­zung von Gaza­strei­fen und West­jor­dan­land durch Isra­el im Zuge des Sechs­ta­ge­kriegs ging die israe­li­sche Regie­rung noch Ende Juni 1967 davon aus, dass man einen Frie­dens­ver­trag mit den Nach­bar­staa­ten Ägyp­ten, Syri­en und Jor­da­ni­en gegen Rück­ga­be die­ser Gebie­te errei­chen könn­te. Statt­des­sen beschloss die Ara­bi­sche Liga auf ihrem Gip­fel in Khar­tum im Sep­tem­ber 1967 die berühm­ten drei „Neins“: „Nein” zu Frie­den mit Isra­el, „Nein” zur Aner­ken­nung Isra­els und „Nein” zu Ver­hand­lun­gen mit Isra­el. Auch die­se Chan­ce zur Grün­dung eines paläs­ti­nen­si­schen Staats im Wege der Ver­hand­lung mit Isra­el wur­de also aus­ge­schla­gen – wie­der­um ein Beleg dafür, dass eine Lösung, die sowohl einen jüdi­schen als auch einen ara­bi­schen Staat beinhal­tet, bis dahin nicht gewollt war.

Zudem wird dadurch auch klar wider­legt, dass der israe­li­sche Sied­lungs­bau im West­jor­dan­land jenes haupt­säch­li­che Frie­dens­hin­der­nis sei, als das er immer wie­der hoch­sti­li­siert wird. Bis 1967 gab es kei­ne ein­zi­ge Sied­lung im West­jor­dan­land. Weder kam es in die­ser Zeit aber zu einer paläs­ti­nen­si­schen Eigen­staat­lich­keit, noch zu einem Frie­den mit Israel.

Es folg­ten die Zeit des paläs­ti­nen­si­schen Ter­rors (wie etwa das Atten­tat auf die israe­li­sche Olym­pia­mann­schaft wäh­rend der Olym­pi­schen Spie­le von 1972 in Mün­chen), der ers­te Liba­non­krieg 1982, die ers­te Inti­fa­da 1988 und schließ­lich die Osler Abkom­men von 1993 und 1995, die zum ers­ten Mal ein Neben­ein­an­der zwi­schen Isra­el und einem selbst­ver­wal­te­ten paläs­ti­nen­si­schen Gebiet in Aus­sicht stell­ten. Dabei wur­de neben den Rah­men­be­din­gun­gen für die­ses Neben­ein­an­der ins­be­son­de­re ver­ein­bart, die end­gül­ti­ge Lösung der offe­nen Fra­gen für die Erlan­gung einer voll­wer­ti­gen Zwei­staa­ten­lö­sung inner­halb von fünf Jah­ren in Angriff zu neh­men. Bewusst außen vor gelas­sen wur­de dabei der Umgang mit dem von den Paläs­ti­nen­sern seit 1948 bestän­dig bean­spruch­ten Recht auf Rück­kehr der Flücht­lin­ge von 1948/49 sowie aller ihrer Nach­kom­men. Davon wird spä­ter noch sehr viel detail­lier­ter die Rede sein.

Ein Hoff­nungs­schim­mer?

Nach diver­sen Rück­schlä­gen – ins­be­son­de­re der Ermor­dung des israe­li­schen Pre­mier­mi­nis­ters Jitz­chak Rabin durch einen israe­li­schen Extre­mis­ten im Jah­re 1995 – kam es schließ­lich im Jah­re 2000 in Camp David unter Ver­mitt­lung von US-Prä­si­dent Bill Clin­ton zu einem ers­ten Ver­such, jene end­gül­ti­ge Lösung im Sin­ne der Oslo-Abkom­men aus­zu­han­deln – und zwar zwi­schen dem israe­li­schen Pre­mier­mi­nis­ter Ehud Barak und dem Vor­sit­zen­den der Paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hör­de Jas­sir Ara­fat. Dabei wur­den im Rah­men inten­si­ver Gesprä­che sehr weit­rei­chen­de Lösun­gen dis­ku­tiert, die unter ande­rem auf Basis von Land­aus­tausch („Land Swaps“) ent­lang der Gren­ze von 1967 dazu geführt hät­ten, dass ein Groß­teil der jüdi­schen Sied­lun­gen im West­jor­dan­land an Isra­el ange­glie­dert und um Gegen­zug Tei­le Isra­els dem West­jor­dan­land und dem Gaza­strei­fen zuge­schla­gen wor­den wären. Auf die­se Wei­se wären den Paläs­ti­nen­sern 92% des West­jor­dan­lands und 100% des Gaza­strei­fens sowie die Hälf­te der Alt­stadt von Jeru­sa­lem zuge­stan­den wor­den. Letzt­lich schei­ter­ten die Ver­hand­lun­gen jedoch an der kla­ren Ver­wei­ge­rungs­hal­tung Jas­sir Ara­fats, die von Bill Clin­ton sei­ner­zeit in unge­wöhn­li­cher Deut­lich­keit kri­ti­siert wur­de. Einer der wesent­li­chen Grün­de für Ara­fats Ableh­nung war übri­gens der im Abkom­men vor­ge­schla­ge­ne weit­ge­hen­de Ver­zicht auf das Rück­kehr­recht der paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge nach Isra­el, von dem wei­ter unten noch die Rede sein wird.

Kurz nach dem Schei­tern der Ver­hand­lun­gen kam es dann zur zwei­ten Inti­fa­da, der im Lau­fe ihrer fünf­jäh­ri­gen Dau­er über 700 israe­li­sche Zivi­lis­ten als Fol­ge paläs­ti­nen­si­scher Ter­ror­an­grif­fe zum Opfer fielen.

Ein ähn­li­ches Bild ergab sich in den Ver­hand­lun­gen zum soge­nann­ten Kon­ver­genz­plan, die im Jah­re 2008 zwi­schen dem israe­li­schen Pre­mier­mi­nis­ter Ehud Olmert und dem Prä­si­den­ten der paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hör­de Mah­mud Abbas geführt wur­den. Dabei bat Isra­el an, sich aus 93% des West­jor­dan­lands zurück­zu­zie­hen und die zu annek­tie­ren­den 6,3%, in denen sich die meis­ten jüdi­schen Sied­lun­gen im West­jor­dan­land befan­den, durch die Anglie­de­rung israe­li­scher Land­flä­chen an das West­jor­dan­land und an den seit 2005 voll­stän­dig auto­no­men Gaza­strei­fen aus­zu­glei­chen. Jeru­sa­lem wäre zudem im Wesent­li­chen unter eine von fünf Natio­nen getra­ge­ne Treu­hand­schaft gefallen:

Quel­le: Wikipedia

Letzt­lich hat Abbas die­ses Ange­bot nicht ange­nom­men – angeb­lich, weil ihm kei­ne Zeit gelas­sen wor­den sei, den Plan aus­rei­chend zu stu­die­ren. Jeden­falls hat er im Nach­gang zu den geschei­ter­ten Ver­hand­lun­gen sämt­li­che ara­bi­schen Staa­ten dazu auf­ge­ru­fen, den Plan abzu­leh­nen.

Eigen­staat­lich­keits­expe­ri­men­te

Kla­res Indiz für das man­geln­de Inter­es­se der Paläs­ti­nen­ser an der fried­li­chen Koexis­tenz eines eige­nen Staa­tes neben dem jüdi­schen Staat Isra­el ist nicht nur die eben dar­ge­leg­te fort­wäh­ren­de Ableh­nung sehr weit­rei­chen­der Zwei­staa­ten­lö­sun­gen durch die ara­bi­sche Sei­te. Genau genom­men gibt es die paläs­ti­nen­si­sche Eigen­staat­lich­keit eigent­lich sogar schon, und zwar gewis­ser­ma­ßen als Labor­ex­pe­ri­ment in Form der von Isra­el ein­sei­tig, bedin­gungs­los und voll­stän­dig im Jah­re 2005 voll­zo­ge­nen Räu­mung des Gaza­strei­fens. Wo die­ses Expe­ri­ment hin­ge­führt hat, ist indes­sen hin­läng­lich bekannt: im Jah­re 2006 wur­de die Hamas an die Macht gewählt und ver­trieb ein Jahr spä­ter die Paläs­ti­nen­si­sche Auto­no­mie­be­hör­de im Rah­men eines gewalt­sa­men Put­sches aus dem Gaza­strei­fen. Seit­her hat die Hamas dort ein Ter­ror­re­gime eta­bliert und den Gaza­strei­fen in den letz­ten 18 Jah­ren – nicht zuletzt auf Basis von Hilfs­zah­lun­gen der west­li­chen Welt – in eine regel­rech­te Mili­tär­ma­schi­ne mit einem über 450km lan­gen Tun­nel­sys­tem und gigan­ti­schen Waf­fen­ar­se­na­len sowie pro­fes­sio­nell trai­nier­ten Kampf­grup­pen umge­wan­delt. Im Ergeb­nis kam es in den Jah­ren 2008, 2012, 2014, 2021 und zuletzt 2023 zu Angrif­fen auf Isra­el in Form mas­sen­wei­se und wahl­los auf israe­li­sches Ter­ri­to­ri­um abge­feu­er­ter Rake­ten (bzw. am 7.10.2023 zusätz­lich in Form des Pogroms), die jeweils in einen mehr oder weni­ger aus­ge­präg­ten Krieg mit Isra­el mündeten.

Es ist dabei offen­sicht­lich gewor­den, dass die im Gaza­strei­fen fak­tisch erreich­te Eigen­staat­lich­keit der Paläs­ti­nen­ser bis­her vor allem dazu gedient hat, eine Platt­form für Angrif­fe gegen Isra­el mit dem Ziel sei­ner end­gül­ti­gen Eli­mi­nie­rung zu errich­ten. Die im vor­an­ge­gan­ge­nen Bei­trag prä­sen­tier­ten demo­sko­pi­schen Daten zur aktu­el­len Unter­stüt­zung der Hamas las­sen jeden­falls kaum einen ande­ren Schluss zu. Die dort zitier­te Umfra­ge ent­hält zudem auch eine aktu­el­le Aus­sa­ge zur Unter­stüt­zung einer Zweistaatenlösung:

Quel­le: PCPSR

Dar­in wird erkenn­bar, dass sich nur rund ein Drit­tel der Paläs­ti­nen­ser im West­jor­dan­land für eine Zwei­staa­ten­lö­sung aus­spricht. Im Gaza­strei­fen war dies noch im Dezem­ber 2023 eben­so der Fall. Dass sich im März 2024 nun­mehr fast zwei Drit­tel für eine Zwei­staa­ten­lö­sung aus­spre­chen, könn­te dem aus­ge­präg­ten Elend geschul­det sein, wel­ches die dor­ti­ge Bevöl­ke­rung durch den der­zei­ti­gen Kriegs­ver­lauf aktu­ell erlebt. Die Ergeb­nis­se der zurück­lie­gen­den Umfra­gen deu­ten jeden­falls dar­auf hin, dass sich auch im Gaza­strei­fen unter nor­ma­len Umstän­den nur ein Drit­tel der Paläs­ti­nen­ser für eine Zwei­staa­ten­lö­sung aus­spricht. In jedem Fall spre­chen sich bis heu­te fast die Hälf­te aller Paläs­ti­nen­ser für bewaff­ne­ten Wider­stand und nur 25% für Ver­hand­lun­gen als bes­tes Mit­tel für die Been­di­gung der „Besat­zung“ und den Auf­bau einer Eigen­staat­lich­keit aus:

Quel­le: PCPSR

Das alles muss als star­kes Indiz dafür gewer­tet wer­den, dass die Mehr­heit der Paläs­ti­nen­ser auch wei­ter­hin wesent­lich mehr an der Besei­ti­gung des jüdi­schen Staats als an der Schaf­fung eines eige­nen Staats an der Sei­te eines jüdi­schen Staa­tes inter­es­siert ist. Jeden­falls liegt es auf der Hand, dass die­ses paläs­ti­nen­si­sche Eigen­staat­lich­keits­expe­ri­ment namens „Gaza­strei­fen” als gran­di­os geschei­tert ange­se­hen wer­den muss, und man gera­de ange­sichts der oben zitier­ten Umfra­ge­er­geb­nis­se nie­man­den in Isra­el so schnell davon über­zeu­gen kön­nen wird, dass es bei einem nächs­ten Ver­such urplötz­lich zu einem fried­li­chen Neben­ein­an­der käme. Das aktu­el­le Drän­gen vie­ler Staa­ten der west­li­chen Welt auf eine schnellst­mög­li­che Zwei­staa­ten­lö­sung muss vor die­sem Hin­ter­grund als naiv wenn nicht gar als Aus­druck von Rea­li­täts­ver­lust gewer­tet werden.

Flücht­lin­ge, Rück­kehr­recht und UNRWA

Ein wei­te­res sehr kla­res Indiz dafür, dass die Paläs­ti­nen­ser seit je her viel wei­ni­ger an einem eige­nen Staat als an der Eli­mi­nie­rung des jüdi­schen Staats Isra­el inter­es­siert waren, ist die seit 75 Jah­ren unge­bro­che­ne Auf­recht­erhal­tung der paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lings­pro­ble­ma­tik. Wie bereits wei­ter oben dar­ge­legt wur­den im Zuge der Kampf­hand­lun­gen wäh­rend des ers­ten israelisch/arabischen Kriegs von 1948 bis 1949 rund 750.000 ara­bi­sche Zivi­lis­ten aus dem sich gegen den ara­bi­schen Ver­nich­tungs­feld­zug ver­tei­di­gen­den Isra­el ver­trie­ben oder sind geflo­hen (in der­sel­ben Zeit wur­den übri­gens rund 800.000 Juden aus ara­bi­schen Län­dern ver­trie­ben). Im Gegen­satz zu genau die­sen 800.000 Juden, die alle­samt über­wie­gend von Isra­el absor­biert wur­den, aber auch zu ande­ren ver­gleich­ba­ren Sze­na­ri­en – wie etwa bei den eth­ni­schen Säu­be­run­gen der Deut­schen Ost­ge­bie­te am Ende des Zwei­ten Welt­kriegs oder bei den Flücht­lin­gen des Korea­kriegs – ist es bis heu­te nicht zu einer wesent­li­chen Inte­gra­ti­on der paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge in ihre Gast­län­der oder sons­ti­ge Dritt­län­der gekommen.

Das alles wäre aber eigent­lich nach nun­mehr 75 Jah­ren kaum noch ein Pro­blem, denn selbst die Jüngs­ten unter den damals geflo­he­nen bzw. ver­trie­be­nen wären heu­te dem­nach min­des­tens 75 Jah­re alt, so dass die meis­ten der betrof­fe­nen Flücht­lin­ge aus den Jah­ren 1948/49 gar nicht mehr am Leben sind. Aber so ein­fach ist es nicht: die von den Ver­ein­ten Natio­nen 1949 zur Betreu­ung der Flücht­lin­ge gegrün­de­te Orga­ni­sa­ti­on UNRWA („United Nati­ons Reli­ef and Works Agen­cy“) hat für die paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge von 1948/49 als welt­weit ein­zi­ge Flücht­lings­grup­pe fest­ge­legt, dass sich deren Flücht­lings­sta­tus auf belie­bi­ge Fol­ge­ge­nera­tio­nen über­trägt. Durch die­se Fest­le­gung gibt es statt der sei­ner­zei­ti­gen rund 0,75 Mil­lio­nen Flücht­lin­ge heu­te nun­mehr rund 5,9 Mil­lio­nen Flücht­lin­ge im Sin­ne der so bestimm­ten Flücht­lings­de­fi­ni­ti­on! Zudem bean­spru­chen all jene Flücht­lin­ge bis heu­te ein Rück­kehr­recht in die­je­ni­gen Gebie­te, aus denen sie (bzw. viel eher ihre Vor­fah­ren) ver­trie­ben wur­den – also über­wie­gend im Kern­land des heu­ti­gen Staa­tes Isra­el. Das wäre ver­gleich­bar damit, dass sämt­li­che Nach­kom­men der rund 12 Mil­lio­nen hei­mat­ver­trie­be­nen Deut­schen aus dem Zwei­ten Welt­krieg – also ver­mut­lich weit über 30 Mil­lio­nen Men­schen – heu­te ein Rück­kehr­recht in die ehe­ma­li­gen deut­schen Ost­ge­bie­te bean­spru­chen wür­den. Kei­ner ande­ren Flücht­lings­grup­pe der neue­ren Geschich­te ist jemals eine ver­gleich­ba­re Ver­er­bung des Flücht­lings­sta­tus zuge­stan­den wor­den, wäh­rend sie gleich­zei­tig noch über 75 Jah­re nach der Ent­ste­hung der Flucht­si­tua­ti­on ein Rück­kehr­recht in jene Orte bean­sprucht, aus denen ihre Vor­fah­ren ver­trie­ben wurden.

Hin­ter­grund die­ses Umstands ist der sys­te­ma­ti­sche Ver­such sei­tens der ara­bi­schen Staa­ten, die Inte­gra­ti­on der Flücht­lin­ge in deren über­wie­gend ara­bi­sche Gast­län­der zu ver­hin­dern. So leben wei­ter­hin rund 1,4 Mil­lio­nen Flücht­lin­ge im Sin­ne der UNRWA-Defi­ni­ti­on in liba­ne­si­schen, jor­da­ni­schen oder syri­schen Flücht­lings­la­gern bzw. bizar­rer Wei­se in Flücht­lings­la­gern inner­halb des Gaza­strei­fens und des West­jor­dan­lands. Ja, rich­tig gele­sen: es leben knapp 900.000 Paläs­ti­nen­ser in Flücht­lings­la­gern inner­halb eines Ter­ri­to­ri­ums, das jeder die­ser Flücht­lin­ge ohne Wenn und Aber als Teil Paläs­ti­nas bezeich­nen wür­de — und damit bereits in Paläs­ti­na selbst! Wohin wol­len aber Paläs­ti­nen­ser, die bereits wie­der in Paläs­ti­na leben, dann noch zurück­keh­ren? Das wäre wie­der­um so, als leb­ten heu­te die Nach­kom­men der deut­schen Hei­mat­ver­trie­be­nen aus den Zwei­ten Welt­krieg inner­halb der heu­ti­gen Bun­des­re­pu­blik wei­ter­hin in Flücht­lings­la­gern, um eines fer­nen Tages in einen nicht mehr exis­tie­ren­den Teil Deutsch­lands zurück­zu­keh­ren. Wir haben damit also ein wei­te­res kla­res Indiz dafür, dass die­se Paläs­ti­nen­ser nicht pri­mär nach „Paläs­ti­na” son­dern gezielt in das heu­ti­ge Isra­el zurück­keh­ren wollen.

Paläs­ti­nen­si­sche Flücht­lin­ge in „Flücht­lings­la­gern” – Quel­le: Wikipedia

Die­ses kom­bi­nier­te Vor­ge­hen – also die Ver­wei­ge­rung der Inte­gra­ti­on in ihre Gast­län­der gepaart mit der unbe­grenz­ten Ver­er­bung des Flücht­lings­sta­tus und der Bean­spru­chung eines Rück­kehr­rechts nach Isra­el – ver­folgt dabei ganz offen­sicht­lich das Ziel, Isra­el als jüdi­schen Staat demo­gra­fisch zu zer­set­zen. Der­zeit leben rund 7,2 Mil­lio­nen Juden und rund 2 Mil­lio­nen Ara­ber in Isra­el. Wür­den die 5,9 Mil­lio­nen Flücht­lin­ge nach UNRWA-Defi­ni­ti­on ihr selbst bean­spruch­tes Rück­kehr­recht nach Isra­el aus­üben, gäbe es auf einen Schlag 7,9 Mil­lio­nen Ara­ber neben den 7,2 Mil­lio­nen Juden in Isra­el. Auf­grund der ver­gleichs­wei­se hohen Gebur­ten­ra­te der ara­bi­schen Bevöl­ke­rung wäre die jüdi­sche Bevöl­ke­rung Isra­els dem­nach in ein bis zwei Gene­ra­tio­nen nur noch eine klei­ne Min­der­heit in ihrem jüdi­schen Staat, was ihn als sol­chen de fac­to eli­mi­nie­ren würde.

Die hier dar­ge­leg­te Eigen­tüm­lich­keit der paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lings­pro­ble­ma­tik und die für ihre Auf­recht­erhal­tung mit­ver­ant­wort­li­che UNRWA sind also in vie­ler­lei Hin­sicht ein wei­te­res Instru­ment der ara­bi­schen Welt, um das Ziel der Eli­mi­nie­rung Isra­els als jüdi­schen Staat zu errei­chen. Dabei ist das von den Paläs­ti­nen­sern bean­spruch­te Rück­kehr­recht kei­nes­wegs – wie oft behaup­tet wird – von der UN-Reso­lu­ti­on 194 gedeckt, in der es näm­lich aus­drück­lich heißt „dass den­je­ni­gen Flücht­lin­gen, die zu ihren Wohn­stät­ten zurück­keh­ren und in Frie­den mit ihren Nach­barn leben wol­len, dies zum frü­hest­mög­li­chen Zeit­punkt gestat­tet wer­den soll“. Abge­se­hen davon, dass die UN-Voll­ver­samm­lung nicht befugt ist, Rechts­an­sprü­che Drit­ter gegen­über ihren Mit­glieds­staa­ten zu eta­blie­ren, wird im Reso­lu­ti­ons­text aus­drück­lich dar­auf ver­wie­sen, dass das emp­foh­le­ne Rück­kehr­recht auf jene Flücht­lin­ge beschränkt ist, die „in Frie­den mit ihren Nach­barn leben wol­len“, was ange­sichts der wei­ter oben dar­ge­leg­ten Umfra­ge­er­geb­nis­se inner­halb der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung bes­ten­falls auf eine Min­der­heit zutref­fen dürf­te. Auch han­delt es sich um eine „soll“-Vorgabe, die schon inso­fern kein Recht kon­sti­tu­iert. Eben­so wenig ist klar, wie der „frü­hest­mög­li­che Zeit­punkt“ defi­niert sein soll. Abge­se­hen von alle­dem wur­de die Reso­lu­ti­on sei­ner­zeit ohne­hin von allen ara­bi­schen Staa­ten abgelehnt.

Vor dem Hin­ter­grund des hier dar­ge­leg­ten Rück­kehr­an­spruchs ist auch das wei­ter oben prä­sen­tier­te Umfra­ge­er­geb­nis zur Zwei­staa­ten­lö­sung inner­halb der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung kri­tisch zu hin­ter­fra­gen, denn es wur­den bei der Umfra­ge aus­drück­lich kei­ne Spe­zi­fi­ka zur kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung der Zwei­staa­ten­lö­sung vor­ge­ge­ben. Inso­fern darf plau­si­bel ver­mu­tet wer­den, dass ein bedeut­sa­mer Teil der­je­ni­gen, die sich laut Umfra­ge­er­geb­nis grund­sätz­lich für eine Zwei­staa­ten­lö­sung aus­spre­chen, dabei aus­drück­lich von der Aus­übung des bean­spruch­ten Rück­kehr­rechts durch einen wesent­li­chen Teil der 5,9 Mil­lio­nen paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge nach UNRWA-Defi­ni­ti­on und damit von einem fak­ti­schen Ende Isra­els als jüdi­schem Staat aus­ge­hen. Die im Zusam­men­hang mit dem Gaza-Krieg bei pro­pa­läs­ti­nen­si­schen Demons­tra­tio­nen immer wie­der skan­dier­te Losung „From the river to the sea“ („Vom [Jordan]-Fluss bis zum [Mittel‑]Meer“) sowie das offen­sicht­li­che Feh­len von Sym­bo­len und Ges­ten des Frie­dens (Tau­ben, Ker­zen, Hän­de­schüt­teln) bei die­sen Kund­ge­bun­gen legt die Rich­tig­keit die­ser Ver­mu­tung jeden­falls außer­or­dent­lich nahe. Nicht zuletzt schei­ter­ten auch die Camp-David-Ver­hand­lun­gen im Jah­re 2000 — wie oben dar­ge­legt — maß­geb­lich an der Fra­ge des Rückkehrrechts.

Isra­el­feind­li­che Bildung

Das in den vor­an­ge­gan­ge­nen Abschnit­ten aus­führ­lich beleg­te Stre­ben wei­ter Tei­le der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung nach der Eli­mi­nie­rung des jüdi­schen Staats ist zu einem nicht unwe­sent­li­chen Teil dem Bil­dungs­sys­tem geschul­det, das von der paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hör­de ent­wi­ckelt wur­de und dem sich ins­be­son­de­re die vom Wes­ten (und dabei beson­ders von Deutsch­land) mas­siv finan­zi­ell geför­der­ten Bil­dungs­ein­rich­tun­gen der UNRWA unter­ord­nen. So hat der in Lon­don und Tel Aviv nie­der­ge­las­se­ne Ver­ein IMPACT-se in ver­schie­de­nen Berich­ten der letz­ten Jah­re sys­te­ma­tisch her­aus­ge­ar­bei­tet, wie aus­ge­prägt anti­is­rae­li­sche und anti­jü­di­sche Hal­tun­gen in den von der paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hör­de her­aus­ge­ge­be­nen Unter­richts­ma­te­ria­li­en zum Aus­druck gelan­gen. Eben­so hat IMPACT-se in einem wei­te­ren Bericht nach­ge­wie­sen, dass Leh­rer an UNRWA-Schu­len im Gaza­strei­fen viel­fach das Pogrom vom 7. Okto­ber in sozia­len Medi­en ver­herr­licht und geprie­sen haben. Eini­ge Leh­rer und wei­te­res Per­so­nal von UNRWA-Schu­len haben nach Erkennt­nis­sen der israe­li­schen Armee sogar aktiv am Pogrom teilgenommen!

Das alles ver­deut­licht, dass der demo­sko­pisch objek­tiv mess­ba­re und im kon­klu­den­ten Han­deln der Paläs­ti­nen­ser seit dem Vor­abend der israe­li­schen Staats­grün­dung bis heu­te unge­bro­chen zum Aus­druck gelang­te Hass auf Isra­el auch und gera­de eine Fra­ge des Bil­dungs­sys­tems ist. Stu­di­en des PCPSR haben gezeigt, dass Bil­dung einen deut­li­chen Ein­fluss auf die Hal­tung der Pro­ban­den zu einer gerech­ten Frie­dens­lö­sung für den israelisch/arabischen Kon­flikt haben kann und inso­fern einer der bestim­men­den Ansatz­punk­te für die wirk­sa­me Bekämp­fung des paläs­ti­nen­si­schen Has­ses auf Isra­el sein könn­te. Jeden­falls wäre eine ent­spre­chen­de Ände­rung des Bil­dungs­sys­tems nach allem, was in die­ser Aus­ar­bei­tung bis­her dar­ge­legt wur­de, ein viel­ver­spre­chen­des Mit­tel, um dem paläs­ti­nen­si­schen Stre­ben nach einem Ende des jüdi­schen Staa­tes wirk­sam und nach­hal­tig Ein­halt zu gebieten.

Ver­kehr­te Welt

Aus den Dar­le­gun­gen der vor­an­ge­gan­ge­nen Abschnit­te soll­te deut­lich gewor­den sein, dass die Haupt­ur­sa­che für die aktu­el­le Mise­re im Gaza­strei­fen sowie für den Fort­be­stand des israelisch/arabischen Kon­flikts als Gan­zes ein­deu­tig im tief ver­wur­zel­ten Stre­ben der Paläs­ti­nen­ser nach einem Ende des Staa­tes Isra­els liegt. Das soll nicht hei­ßen, dass Isra­el im Lau­fe sei­ner Geschich­te nicht auch sei­ner­seits Ent­schei­dun­gen getrof­fen hat, die eine Aus­söh­nung mit den Paläs­ti­nen­sern erheb­lich erschwe­ren. Aller­dings waren die­se Ent­schei­dun­gen in ers­ter Linie (sicher nicht immer klu­ge) Reak­tio­nen auf die bestän­dig ableh­nen­den, feind­se­li­gen und von Zer­stö­rungs­ab­sicht gelei­te­ten Hand­lun­gen der Ara­ber im Zusam­men­hang mit der Ent­ste­hung und Auf­recht­erhal­tung des jüdi­schen Staa­tes. Wäh­rend Isra­els Hand­lun­gen in all den Jahr­zehn­ten sei­ner Ent­ste­hungs­ge­schich­te und spä­te­ren Exis­tenz kon­se­quent auf Wer­te­ge­bun­den­heit und Recht­staat­lich­keit beruh­ten (gleich­wohl es selbst­ver­ständ­lich immer auch mal davon abwei­chen­de Aus­fäl­le gege­ben hat, die dann aller­dings in aller Regel vom israe­li­schen Rechts­sys­tem auf­ge­ar­bei­tet und geahn­det wur­den), hat sich die ara­bi­sche Sei­te des Kon­flikts nur sel­ten an sol­che Moral­vor­stel­lun­gen gebun­den gefühlt — geschwei­ge denn, dass deren Hand­lun­gen jemals zu nen­nens­wer­ten gericht­li­chen Kon­se­quen­zen für die zuge­hö­ri­gen Akteu­re geführt hät­ten. Eigent­lich soll­te also jedem klar sein, dass Isra­el hier die west­li­che Wer­te­ge­mein­schaft im Nahen Osten ver­tritt, wäh­rend sei­ne Fein­de über­wie­gend für all das ste­hen, was unse­re west­li­che Wer­te­ge­mein­schaft bedroht.

Trotz die­ser offen­sicht­li­chen Tat­sa­che wird Isra­el welt­weit immer und immer wie­der als Kriegs­trei­ber und Ver­hin­de­rer einer Frie­dens­lö­sung mit den Paläs­ti­nen­sern stig­ma­ti­siert. So wer­den Sied­lungs­bau und Besat­zung eben­so wie ver­schie­de­ne Extre­mis­ten in der israe­li­schen Bevöl­ke­rung und sei­ner poli­ti­schen Klas­se oft zum Haupt­hin­der­nis für eine Zwei­staa­ten­lö­sung erklärt und Isra­el der geziel­te Mas­sen­mord an der Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen und dem West­jor­dan­land vor­ge­wor­fen. Kaum, dass Isra­el kurz davor steht, die Hamas end­gül­tig nie­der­zu­rin­gen, wird es mit Ver­weis auf die inak­zep­ta­ble huma­ni­tä­re Lage und die vie­len zivi­len Opfer im Gaza­strei­fen zu einem Waf­fen­still­stand gedrängt. Von der unbe­schreib­li­chen Grau­sam­keit der von Paläs­ti­nen­sern wäh­rend des Okto­ber­po­groms began­ge­nen Ver­bre­chen oder gar den immer noch über hun­dert Gei­seln, die sich wei­ter­hin in der Gewalt der Hamas befin­den und dort unvor­stell­ba­rem Leid aus­ge­setzt sind, spricht indes­sen kaum noch jemand – geschwei­ge denn, dass deren Frei­las­sung als Vor­aus­set­zung für einen Waf­fen­still­stand gefor­dert würde.

Auch bleibt weit­ge­hend uner­wähnt, dass Leid und Elend der Paläs­ti­nen­ser im Gaza­strei­fen in aller­ers­ter Linie die Fol­ge eines ohne Not von paläs­ti­nen­si­schen Ter­ro­ris­ten began­ge­nen Pogroms sind, das Isra­el kei­ne ande­re Wahl als einen mas­si­ven Ver­tei­di­gungs­schlag gelas­sen hat. Eben­so wird über­se­hen, dass die trotz aller Ver­mei­dungs­ver­su­che der Israe­lis ent­ste­hen­den Kol­la­te­ral­schä­den unter der Bevöl­ke­rung des Gaza­strei­fens vor allem dar­auf zurück­zu­füh­ren sind, dass die Hamas ihre mili­tä­ri­sche Infra­struk­tur gezielt in bzw. unter zivi­len Ein­rich­tun­gen ver­steckt und der eige­nen Bevöl­ke­rung weder Schutz­räu­me zur Ver­fü­gung stellt, noch ihre Ver­sor­gung mit Hilfs­gü­tern orga­ni­siert. Das alles hat­te ich im ers­ten Teil die­ser Bei­trags­se­rie aus­führ­lich auf­ge­zeigt und mit ent­spre­chend ver­link­ten Quel­len belegt. Auch die Bean­tra­gung eines Haft­be­fehls vor dem Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof gegen die demo­kra­tisch gewähl­ten Ver­tre­ter eines Rechts­staats mit unab­hän­gi­ger Jus­tiz (die gera­de von der israe­li­schen Gesell­schaft zuletzt vehe­ment gegen jede Ver­su­che ver­tei­digt wur­de, ihre sehr weit­rei­chen­de Unab­hän­gig­keit ein­zu­schrän­ken) in einem Atem­zug mit den Füh­rern der Hamas zeigt, dass das recht­staat­li­che und an west­li­che Wer­te gebun­de­ne Fun­da­ment Isra­els ein­fach negiert wird.

Ursa­chen­for­schung

Es erhebt sich daher die Fra­ge, war­um die Wahr­neh­mung wei­ter Tei­le der Welt­öf­fent­lich­keit so ekla­tant an den tat­säch­li­chen Gege­ben­hei­ten vor­bei­geht. Wie­so wird der Ver­tei­di­ger der west­li­chen Wer­te so unum­wun­den geäch­tet, wäh­rend der paläs­ti­nen­si­sche Ter­ror mit sei­nem erklär­ten Ziel, Isra­el als jüdi­schen Staat unge­sche­hen zu machen, bes­ten­falls noch am Ran­de als Ursa­che für die der­zei­ti­ge Mise­re im Gaza­strei­fen gese­hen wird? Wie­so ver­lan­gen die ver­meint­lich Frie­dens­be­weg­ten der west­li­chen Welt eigent­lich immer nur von Isra­el, sei­ne Aktio­nen im Gaza­strei­fen ein­zu­stel­len, anstatt ein­fach die Hamas zur sofor­ti­gen Frei­las­sung aller Gei­seln und Nie­der­le­gung aller Waf­fen auf­zu­for­dern, womit der gesam­te Krieg näm­lich sofort zu Ende wäre?

Eine mög­li­che Erklä­rung liegt in der sehr geschick­ten Nut­zung der Medi­en – ins­be­son­de­re der sozia­len Medi­en – durch die Paläs­ti­nen­ser und ihre Unter­stüt­zer. Die von der Hamas extrem weit­rei­chend betrie­be­ne Ein­bet­tung der mili­tä­ri­schen Infra­struk­tur mit­ten in die eige­ne Zivil­be­völ­ke­rung sorgt für unver­meid­ba­re Kol­la­te­ral­schä­den, wann immer Isra­el sich gegen unpro­vo­zier­te Angrif­fe der Paläs­ti­nen­ser mili­tä­risch zur Wehr set­zen muss. Die dabei ent­ste­hen­den Bil­der getö­te­ter oder ver­letz­ter Men­schen – ins­be­son­de­re von Kin­dern – wer­den anschlie­ßend exzes­siv medi­al ausgeschlachtet.

Zudem hat gera­de der im Gaza­strei­fen betrie­be­ne sys­te­ma­ti­sche Auf­bau einer gigan­ti­schen Mili­tär­ma­schi­ne­rie durch die Hamas die Israe­lis über die Jah­re dazu gezwun­gen, den Men­schen- und Waren­ver­kehr zwi­schen Isra­el und dem Gaza­strei­fen mas­siv ein­zu­schrän­ken, um die Ein­fuhr mili­tä­risch ver­wend­ba­rer Mate­ria­li­en in den Gaza­strei­fen eben­so wie die Ein­rei­se poten­zi­el­ler Gefähr­der nach Isra­el zu unter­bin­den. Dies wur­de von paläs­ti­nen­si­scher Sei­te immer wie­der medi­en­wirk­sam als geziel­te Abrie­ge­lung des Gaza­strei­fens dar­ge­stellt, die angeb­lich das Ziel ver­fol­ge, die dor­ti­ge Bevöl­ke­rung zu schi­ka­nie­ren (Stich­wort „Frei­luft­ge­fäng­nis”).

Das erklärt aber immer noch nicht, war­um die­ses durch geschick­te media­le Aus­schlach­tung erzeug­te Zerr­bild der objek­ti­ven Wirk­lich­keit auch und gera­de in der west­li­chen Welt immer wie­der auf höchst frucht­ba­ren Boden fällt. Oft könn­te man mei­nen, das Publi­kum in den west­li­chen Gesell­schaf­ten war­tet regel­recht auf Bil­der der oben dar­ge­leg­ten Art, durch wel­che die Mär vom men­schen­ver­ach­ten­den Isra­el wei­ter genährt wird. Ein gutes Bei­spiel dafür ist die media­le Dar­stel­lung der ver­meint­li­chen Bom­bar­die­rung des Al-Ahli-Kran­ken­hau­ses durch die israe­li­sche Luft­waf­fe am 17.10.2023, die sich kur­ze Zeit spä­ter als Fol­ge einer fehl­ge­lei­te­ten Rake­te des Paläs­ti­nen­si­schen Isla­mi­schen Dschi­hads her­aus­stell­te. Es schien, als sei die ein­schlä­gi­ge Pres­se so fixiert auf das Bild eines bru­ta­len Ver­nich­tungs­kriegs Isra­els gegen die arme, unschul­di­ge Zivil­be­völ­ke­rung im Gaza­strei­fen gewe­sen, dass sie unter bereit­wil­li­ger Miss­ach­tung jed­we­der jour­na­lis­ti­scher Sorg­falt reflex­ar­tig die von Hamas-gesteu­er­ten Quel­len in die Welt gesetz­te Behaup­tung eines israe­li­schen Luft­an­griffs mit der Fol­ge meh­re­rer hun­dert toter Zivi­lis­ten in Win­des­ei­le über alle Kanä­le ver­brei­te­te. Die nur weni­ge Stun­den spä­ter vom israe­li­schen Mili­tär gelie­fer­te und im Nach­gang mehr­fach durch west­li­che Fach­leu­te bestä­tig­te Ana­ly­se, laut derer es sich eben um eine fehl­ge­lei­te­te paläs­ti­nen­si­sche Rake­te mit ver­mut­lich weni­ger als fünf­zig Toten auf dem Park­platz vor dem Kran­ken­haus gehan­delt habe, ver­hall­te nahe­zu unge­hört im über­bor­dend echauf­fier­ten Pro­test der längst hoch­ge­fah­re­nen Empörungsindustrie.

War­um also will man gera­de im Wes­ten so ger­ne die Paläs­ti­nen­ser als fried­lie­ben­de Opfer eines hass­erfüll­ten Staats Isra­el sehen, anstatt die objek­ti­vier­ba­re Rea­li­tät anzu­er­ken­nen, dass Isra­el sich bei sei­ner alter­na­tiv­lo­sen Ver­tei­di­gung gegen das mit men­schen­ver­ach­ten­den Metho­den betrie­be­ne paläs­ti­nen­si­sche Stre­ben nach sei­ner Aus­lö­schung aus­drück­lich dar­um bemüht, unschul­di­ge Opfer zu vermeiden?

Isra­el als „Jude unter den Nationen“

Ein denk­ba­rer Erklä­rungs­an­satz wäre die noch aus der 68er-Bewe­gung stam­men­de Sicht Isra­els als ver­län­ger­ten Arm des ver­meint­li­chen US-ame­ri­ka­ni­schen Impe­ria­lis­mus oder gar des eins­ti­gen euro­päi­schen Kolo­nia­lis­mus, die sich offen­bar gera­de in links­ge­rich­te­ten Krei­sen bis heu­te hart­nä­ckig gehal­ten hat. In die­sem Welt­bild sind die Paläs­ti­nen­ser als erbit­ter­ter Geg­ner des US-Impe­ria­lis­mus-Vasal­len namens „Isra­el” auto­ma­tisch die Unter­drück­ten Schwa­chen und Isra­el nichts ande­res als die nah­öst­li­che Inkar­na­ti­on des arro­gan­ten, selbst­herr­li­chen und rück­sichts­lo­sen US-ame­ri­ka­ni­schen Welt­herr­schafts­stre­bens, das die Alt­lin­ken den USA bis heu­te unter­stel­len. Absur­der Wei­se ist der Zio­nis­mus dabei ja eigent­lich per defi­ni­tio­nem gera­de eine anti­ko­lo­nia­lis­ti­sche und anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Bewe­gung, denn er strebt die jüdi­sche Eigen­staat­lich­keit per Rück­kehr in gera­de jenes Ter­ri­to­ri­um an, das fast zwei­tau­send Jah­re lang von erklär­ter­ma­ßen impe­ria­lis­ti­schen Fremd­mäch­ten bzw. von euro­päi­schen Kolo­ni­al­mäch­ten beherrscht wurde.

Eben­so denk­bar wäre aber auch, dass Isra­el – wie es der ehe­ma­li­ge kana­di­sche Jus­tiz­mi­nis­ter Irwin Cot­ler in einem 2009 in der Jeru­sa­lem Post erschie­ne­nen Arti­kel for­mu­lier­te – als „Jude unter den Natio­nen“ einer neu­en Erschei­nungs­form des Anti­se­mi­tis­mus aus­ge­setzt sei. Die­ser rich­te sich gegen Isra­el als glo­ba­len Stell­ver­tre­ter für alles, was der her­kömm­li­che Anti­se­mi­tis­mus bis­lang den Juden vor­ge­wor­fen habe. Das gesam­te anti­se­mi­ti­sche Reper­toire – also etwa die vie­len Blut­ver­leum­dun­gen oder die noto­ri­sche Vor­stel­lung, der Jude sei selbst schuld an sei­nem eige­nen Unglück – rich­tet sich damit auf den Staat Isra­el als erklär­ter­ma­ßen jüdi­scher Staat. Ins­be­son­de­re wird Isra­el in die­ser Logik nicht ver­zie­hen, dass es sich erfolg­reich gegen die tra­dier­te Unter­drü­ckung der Juden zur Wehr setzt und plötz­lich das eben­so unge­wohn­te wie außer­or­dent­lich irri­tie­ren­de Bild eines selbst­be­wuss­ten, ver­tei­di­gungs­be­rie­ten und ‑fähi­gen „Juden“ abgibt. Eine sol­che Stel­lung geziemt sich nicht für Juden, die man zwar ger­ne nach­träg­lich als Opfer beweint, aber sehr unger­ne als wehr­haf­te und star­ke Gemein­schaft anzu­er­ken­nen bereit ist.

Brand­ak­tu­el­les Bei­spiel für die­se absur­de Welt­sicht ist der jüngs­te Kom­men­tar der UN-Son­der­be­richt­erstat­te­rin für die besetz­ten Gebie­te Paläs­ti­nas, Fran­ce­s­ca Alba­ne­se, zur heroi­schen und mili­tär­ge­schicht­lich ein­zig­ar­ti­gen Akti­on der israe­li­schen Armee am 8.6.2024, bei der es am hell­lich­ten Tage gelun­gen ist, vier Gei­seln in einem dicht bewohn­ten Vier­tel der Stadt Nus­ei­rat im Gaza­strei­fen zu befrei­en. Schon dass die Gei­seln über­haupt von Zivi­lis­ten in Pri­vat­woh­nun­gen mit­ten in einem dicht bevöl­ker­ten Wohn­vier­tel gefan­gen gehal­ten wur­den, hät­te zu einem welt­wei­ten Auf­schrei füh­ren müs­sen (mal abge­se­hen davon, dass die Gei­sel­nah­me per se schon ein extre­mes Kriegs­ver­bre­chen ist). Und dass es unter sol­chen Umstän­den bei den anschlie­ßen­den Feu­er­ge­fech­ten mit paläs­ti­nen­si­schen Ter­ro­ris­ten zu erheb­li­chen zivi­len Kol­la­te­ral­schä­den inner­halb der in Nus­ei­rat ansäs­si­gen Zivil­be­völ­ke­rung gekom­men ist, hät­te eben­so dem unsäg­li­chen Vor­ge­hen der Hamas zur Last gelegt wer­den müs­sen, die Gei­seln in zivi­len Wohn­vier­teln zu verstecken.

Frau Alba­ne­se hin­ge­gen fällt nichts Bes­se­res ein, als auf ihrem X‑Account dazu zu schrei­ben: „This is geno­ci­dal intent tur­ned into action. Crys­tal clear.“ („Dies ist in Hand­lung umge­setz­te Völ­ker­mord­ab­sicht – kris­tall­klar“). Leu­te, das muss man sich mal auf der Zun­ge zer­ge­hen las­sen: paläs­ti­nen­si­sche Zivi­lis­ten hal­ten bereit­wil­lig israe­li­sche Gei­seln (die nie­mals hät­ten genom­men wer­den dür­fen) unter unsäg­li­chen Bedin­gun­gen in ihren Pri­vat­woh­nun­gen mit­ten in einem dicht bevöl­ker­ten Wohn­vier­tel gefan­gen, es kommt bei der Befrei­ungs­ak­ti­on zu Feu­er­ge­fech­ten, bei denen paläs­ti­nen­si­sche Ter­ro­ris­ten ins­be­son­de­re mit rake­ten­ge­trie­be­nen Gra­na­ten auf die israe­li­schen Ein­hei­ten mit den befrei­ten Gei­seln feu­ern (wie gesagt: in einem dicht bevöl­ker­ten Wohn­vier­tel), so dass es neben den Ter­ro­ris­ten eine gewis­se Anzahl an zivi­len Opfern gibt, und Alba­ne­se wirft den Israe­lis Völ­ker­mord vor!

Beängs­ti­gen­de Wehrhaftigkeit

Aber woher kommt dann die­se offen­sicht­li­che Aver­si­on gegen selbst­be­wuss­te und wehr­haf­te Juden? Nun, die Juden wer­den auch ganz ohne phy­si­sche Stär­ke und selbst­be­wuss­te Wehr­haf­tig­keit seit bald zwei Jahr­tau­sen­den ob ihrer hart­nä­cki­gen, schein­bar uner­klär­li­chen Über­le­bens­fä­hig­keit als Bedro­hung ange­se­hen, die es gewalt­sam in Schach zu hal­ten gel­te. Wenn sie jetzt auch noch wagen, sich genau gegen die­ses in-Schach-Hal­ten ins­be­son­de­re durch phy­si­sche Stär­ke erfolg­reich zur Wehr zu set­zen, muss ihnen schnellst­mög­lich Ein­halt gebo­ten werden.

Um die­se reich­lich ver­schwur­bel­te Welt­sicht mora­lisch zu recht­fer­ti­gen, wer­den die Juden dann ein­fach zu blut­rüns­ti­gen, aggres­si­ven Tätern umge­deu­tet und als sol­che dif­fa­miert, indem man die per­fi­den Aus­lö­ser ihrer Ver­tei­di­gungs­maß­nah­men eben­so wie die glei­cher­ma­ßen per­fi­den Bedin­gun­gen, unter denen die­se Ver­tei­di­gungs­maß­nah­men durch­ge­führt wer­den müs­sen, schlicht­weg ver­drängt. Eben­so geflis­sent­lich ver­drängt, wird dabei auch gleich noch der Umstand, dass die Geg­ner, gegen die sich die Juden zur Wehr set­zen müs­sen, die eigent­li­che Bedro­hung für unser west­li­ches Wer­te­sys­tem dar­stel­len, womit die­sen Bedro­hun­gen dann eigent­lich erst der Weg zu ihrem Erfolg geeb­net wird.

Nur so ist zu erklä­ren, war­um Isra­els Ver­tei­di­gungs­ver­su­che bis­her immer mit Beru­fung auf sei­ne ver­meint­lich über­zo­ge­ne Bru­ta­li­tät reflex­ar­tig mit einem sofor­ti­gen Ruf nach Waf­fen­still­stand quit­tiert wur­den. Und nur so ist zu erklä­ren, war­um sich auf unzäh­li­gen Uni­cam­pus­sen des Wes­tens allent­hal­ben echauf­fier­te und teils gewalt­sa­me Pro­tes­te gegen Isra­els Ver­tei­di­gungs­maß­nah­men in Gaza for­mie­ren, wäh­rend der sys­te­ma­ti­sche Mord an hun­dert­tau­sen­den ara­bi­schen Zivi­lis­ten (dar­un­ter ver­mut­lich 25.000 Kin­der) durch das Assad-Regime in Syri­en oder die knapp 400.000 ara­bi­schen Toten des Kriegs im Jemen (dar­un­ter mög­li­cher­wei­se über 200.000 Kin­der im Alter unter fünf Jah­ren) nie­man­den zu inter­es­sie­ren schei­nen. Es geht also ganz offen­bar viel weni­ger um den Ein­satz für die Men­schen in Gaza, son­dern vor allem um den Ein­satz gegen den Juden unter den Natio­nen namens Isra­el, der sich unver­schäm­ter Wei­se erdreis­tet, sich nicht mehr wehr­los abschlach­ten zu las­sen und inso­fern zum ers­ten Mal seit bald 2.000 Jah­ren einen Preis für jüdi­sches Blut fordert.

Wache auf, lie­be Welt

All das, Ihr Lie­ben, lässt mei­nes beschei­de­nen Erach­tens eigent­lich nur einen Schluss zu:

Es wird höchs­te Zeit, dass sich die Ver­nünf­ti­gen die­ser Welt ver­net­zen und sich mit aller Kraft gemein­schaft­lich dafür enga­gie­ren, dass die west­li­che Welt wie­der Gut und Böse, Feu­er­wehr und Feu­er, Frie­dens­lie­be und zer­stö­re­ri­schen Hass, Lebens­be­ja­hung und Todes­ver­eh­rung klar aus­ein­an­der­hal­ten kann und sich eben­so klar dazu bekennt, auf wel­cher Sei­te der Welt­ge­schich­te sie am Ende ste­hen möchte.

Man möge mir den klei­nen Schwenk ins Mys­ti­sche ver­ge­ben, aber es ist nun ein­mal Tat­sa­che, dass kei­ne der Mäch­te, die sich im Lau­fe der letz­ten 3.300 Jah­re ange­schickt haben, die Juden zu ver­nich­ten, die Welt­ge­schich­te über­dau­ert hat. Ganz in die­sem Sin­ne rezi­tie­ren die Juden seit über 1.500 Jah­ren jedes Jahr aufs Neue am ers­ten Abend des Pes­sach­fests im Rah­men der ritu­el­len Lesung der „Hag­ga­da“ (Erzäh­lung) den fol­gen­den Satz:

„וְהִיא שֶׁעָמְדָה לַאֲבוֹתֵיֽנוּ וְלָנֽוּ. שֶׁלֹא אֶחָד בִּלְבָד, עָמַד עָלֵיֽנוּ לְכַלּוֹתֵנֽוּ. אֶלָּא שֶׁבְּכָל דּוֹר וָדוֹר, עוֹמְדִים עָלֵיֽנוּ לְכַלּוֹתֵנֽוּ. וְהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא מַצִּילֵנוּ מִיָּדָם“„Und die­se Zusi­che­rung  ist es, die unse­ren Vor­fah­ren und uns bei­gestan­den hat. Denn nicht nur ein Ein­zi­ger hat sich gegen uns erho­ben, um uns zu ver­nich­ten, son­dern in jeder Gene­ra­ti­on erhebt man sich, um uns zu ver­nich­ten. Aber der Hei­li­ge, geprie­sen sei Er, befreit uns aus ihren Händen.“

Und nicht ohne Grund lau­tet der Schluss­satz aus Moses letz­ter Pro­phe­zei­ung an die Israe­li­ten wie folgt:

„הַרְנִינוּ  גֹויִם  עַמֹּו  כִּי  דַם־  עֲבָדָיו  יִקֹּום  וְנָקָם  יָשִׁיב  לְצָרָיו  וְכִפֶּר  אַדְמָתֹו  עַמֹּו׃“„Jubelt, Erd­stäm­me, drum sei­nem Volk, denn er ahn­det das Blut sei­ner Knech­te, kehrt auf sei­ne Drän­ger Ahn­dung, er deckt sei­nen Acker, sein Volk.“
[Deut. 32:43] — Über­set­zung nach Buber/Rosenzweig

Wer genau hin­schaut, wird erken­nen, dass die­je­ni­gen Gesell­schaf­ten, die ins­ge­samt ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zu ihren Juden haben, auf lan­ge Sicht die Erfolg­reichs­ten waren und sind. Das hat aber gar nicht so mys­ti­sche Grün­de. Viel­mehr ist es so, wie es der Anti­se­mi­tis­mus­be­ra­ter der bri­ti­schen Regie­rung, John Mann, ein­mal so tref­fend for­mu­liert hat: die Juden sei­en so etwas wie der Kana­ri­en­vo­gel in der Koh­le­mi­ne für die Mensch­heit und damit ein Früh­warn­sys­tem für begin­nen­de Beein­träch­ti­gun­gen ihrer men­schen­rechts­ba­sier­ten Grundausrichtung. 

Ein­fa­cher gesagt: wo sich Juden wohl­füh­len, ist die Welt in Ord­nung. Wo nicht, liegt gewal­tig was im Argen.

Alles Lie­be

Dani­el

Quel­len

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