Neue Vor­schau­bil­der vom „Clo­sest approach”

Hal­lo Ihr Lieben,

zwi­schen­zeit­lich hat New Hori­zons wei­te­re Vor­schau­bil­der über­tra­gen und den eif­rig dar­auf war­ten­den Pro­jekt­wis­sen­schaft­lern damit gleich mal wie­der eine ordent­li­che Ladung Rät­sel auf­ge­ge­ben. Eine die­ser Auf­nah­men zeigt ein Detail aus dem Euch bereits bekann­ten herz­för­mi­gen Ober­flä­chen­ge­bil­de, das übri­gens den vor­läu­fi­gen Namen „Tom­baugh Regio“ (nach dem ame­ri­ka­ni­schen Astro­nom Cly­de Tom­baugh, der Plu­to 1930 ent­deckt hat) trägt:

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Hier nun das ent­spre­chen­de Detail, wel­ches von LORRI wäh­rend des Fly­Bys aus 77.000km Ent­fer­nung auf­ge­nom­men wur­de und das wegen der not­wen­di­gen Daten­ein­spa­rung für den ers­ten Über­tra­gungs­durch­lauf der­zeit noch von den Euch bereits bekann­ten Kom­pres­si­ons­ar­te­fak­ten ent­stellt ist:

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Die­se gefro­re­ne Ebe­ne (die vor­läu­fig den Namen „Sput­nik Pla­n­um“) erhal­ten hat, zeigt wie­der eine kra­ter­lo­se Land­schaft und ist damit ver­mut­lich nicht älter als 100 Mil­lio­nen Jah­re, was in geo­lo­gi­schen Kate­go­rien als außer­or­dent­lich jung gilt. Sicher: die meis­ten Damen wären froh, wenn sie nach 100 Jah­ren noch eine kra­ter­lo­se Ober­flä­che hät­ten oder wenigs­tens noch als jung gel­ten wür­den, aber in der Geo­lo­gie denkt man da nun ein­mal in ande­ren Grö­ßen­ord­nun­gen. Jeden­falls prä­sen­tiert sich Sput­nik Pla­n­um ein wenig wie ein Puz­zle aus lau­ter unre­gel­mä­ßig geform­ten Seg­men­ten, die von eigen­ar­ti­gen fla­chen Fur­chen begrenzt wer­den. Der­ar­ti­ge Gebil­de kennt man auf der Erde etwa von gefro­re­nem Schlamm mit den zuge­hö­ri­gen cha­rak­te­ris­ti­schen Ris­sen. In man­chen die­ser Fur­chen schei­nen sich Hügel gebil­det zu haben, die sich über die umge­ben­den Ebe­nen erhe­ben, ande­re Fur­chen ent­hal­ten eigen­ar­ti­ges dunk­les Mate­ri­al. Unten rechts im Bild erkennt man Tei­le der Ebe­ne, die von lau­ter klei­nen Gru­ben über­sät sind. Man ver­mu­tet, dass die­se Gru­ben durch Sub­li­ma­ti­on – also durch direk­te Umwand­lung von Eis in Gas (wir ken­nen die­ses Phä­no­men vom des­we­gen so genann­ten „Tro­cken­eis“, also gefro­re­nem Koh­len­di­oxid) – ent­stan­den sein könnten.

Durch wel­che Pro­zes­se die­ses uner­war­te­te Ober­flä­chen­bild ent­stan­den sein könn­te, ist jetzt natür­lich Gegen­stand reger Spe­ku­la­tio­nen unter den betei­lig­ten Wis­sen­schaft­lern. Als ers­ter Ansatz wur­de eine Art Aus­trock­nungs­vor­gang dis­ku­tiert, durch den sich die Ober­flä­che, wie trock­nen­der Schlamm auf der Erde, zusam­men­ge­zo­gen hat. Als wei­te­re Mög­lich­keit wur­den aber auch Wär­me­trans­port­pro­zes­se genannt, bei denen die spär­li­che Wär­me aus dem Plu­to-Inne­ren durch Ober­flä­chen­schich­ten aus gefro­re­nen Gasen, wie etwa Koh­len­mon­oxid, Methan und Stick­stoff, gedrun­gen sein könn­te und die Ober­flä­che – ähn­lich wie das Wachs in einer Lava­lam­pe – sich nach außen hat wöl­ben las­sen. Detail­lier­te­re Erkennt­nis­se erwar­tet man sich von den unkom­pri­mier­ten Bil­dern, die – wie bereits mehr­fach dar­ge­legt – im Lau­fe der kom­men­den 16 Mona­te aus New Hori­zons Fest­spei­cher aus­ge­le­sen wer­den sollen.

Eine auf­grund der bis­her emp­fan­ge­nen Bil­der gene­rier­te Simu­la­ti­on eines Über­flugs über die auf­ge­nom­me­nen Ober­flä­chen­seg­men­te kann man hier betrach­ten: https://www.youtube.com/watch?v=ydU-YrG_INk

Außer Bil­dern hat New Hori­zons natür­lich auch noch wei­te­re Daten über Plu­to gesam­melt, wel­che die Erde jetzt nach und nach errei­chen. So haben die ers­ten Daten aus den atmo­sphä­ri­schen Expe­ri­men­ten erge­ben, dass sich die stick­stoff­rei­che Plu­to-Atmo­sphä­re noch in 1.600km Höhe über der Plu­to-Ober­flä­che mes­sen lässt. Die Teil­chen- und Plas­mam­es­sun­gen haben außer­dem zehn­tau­sen­de Kilo­me­ter jen­seits des Plu­tos eine Regi­on aus kal­ten, dich­ten, ioni­sier­ten Gasen ent­deckt, die offen­bar dadurch ent­steht, dass der Son­nen­wind (also jener ste­ti­ge von der Son­ne aus­ge­hen­de Strom aus gela­de­nen Mate­rie­teil­chen, der auf der Erde unter ande­rem für die Ent­ste­hung von Polar­lich­tern ver­ant­wort­lich ist) Tei­le der Plu­to­at­mo­sphö­re auf Nim­mer­wie­der­se­hen ins All hinausträgt.

Der wis­sen­schaft­li­che Lei­ter der New-Hori­zons-Mis­si­on, Alan Stern, hat es nach der vor­läu­fi­gen Aus­wer­tung den jüngs­ten Daten tref­fen­der Wei­se so aus­ge­drückt: „Wir haben die Erfor­schung des Plu­tos gera­de erst an der Ober­flä­che ange­kratzt, aber mir scheint schon jetzt klar zu sein, dass bei der Erst­erkun­dung des Son­nen­sys­tems das Bes­te bis zum Schluss auf­ge­ho­ben wurde.“

Alles Lie­be

Dani­el

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